Historicum
Das Historicum zeigt eine wissenschaftliche Ausstellung zur TU Bergakademie Freiberg. Diese vermittelt die enge Verbindung des Werdegangs der Hochschule mit der nationalen und internationalen wissenschaftlichen, technischen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Entwicklung.
Bedeutende Wissenschaftler und Studenten der Bergakademie werden mit ihren Leistungen vorgestellt und gewürdigt. Zu den bekanntesten historischen Persönlichkeiten gehören Abraham Gottlob Werner (Mitbegründer der wissenschaftlichen Geologie und Mineralogie), Wilhelm August Lampadius (Entdecker des Schwefelkohlenstoffs und Erbauer der ersten Gasbeleuchtung auf dem Kontinent), Clemens Winkler (Entdecker des Germaniums und Erfinder des Kontaktverfahren zur Herstellung von Schwefelsäure), Ferdinand Reich (Mitentdecker des Indiums), Adolf Ledebur (Entdecker des "Ledeburit" im Roheisen), Julius Weisbach (Mitbegründer des wissenschaftlichen Maschinenwesens), Gustav Zeuner (Begründer der technischen Thermodynamik), Karl Kegel (Geotechniker) und Erich Rammler (Brennstofftechniker und Miterfinder des Braunkohlenhochtemperaturkokses).
Zu den bekanntesten Studenten aus der Frühzeit der Bergakademie gehören Alexander von Humboldt (Naturforscher), Friedrich von Hardenberg (gen. Novalis, Dichter der Romantik) und Theodor Körner (Freiheitsdichter). Die Geschichte der Studentenschaft der Bergakademie war stets durch eine hohe Internationalität geprägt.
Historische Sachzeugen machen die Geschichte der Alma mater fribergensis erlebbar, insbesondere Exponate zu Lehre und Forschung, zu Professoren und Studenten, zu Partnern im In- und Ausland sowie zur strukturellen, baulichen und sozialen Entwicklung der Hochschule.
Clemens-Winkler-Gedenkstätte
Die Clemens-Winkler-Gedenkstätte der TU Bergakademie Freiberg im einstigen chemischen Laboratorium und Wohnhaus von Prof. Winkler in der Brennhausgasse 5 würdigt Leben und Leistungen des Studenten und Professors für Chemie aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Seine Entdeckung des Elements Germanium und seine Erfindung des Kontaktverfahrens zur Herstellung von Schwefelsäure werden dargestellt. Winkler war auch Rektor der Bergakademie, Ehrenbürger der Stadt Freiberg und Ehrenmitglied im Verein deutscher Chemiker.
Karzer
Der historische Arrestraum für Studenten der Bergakademie ist der einzige erhaltene Karzer an einer deutschen Technischen Hochschule bzw. Technischen Universität. Er wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts benutzt und dokumentiert mit seinen zahlreichen Wandmalereien und Inschriften studentisches Alltagsleben dieser Zeit.
Der Freiberger Karzer ist der einzige seiner Art in einer deutschen Technischen Universität beziehungsweise Hochschule. In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts gab es häufig Klagen über die "sittliche Aufführung der Bergakademisten". Deshalb schlug 1835 Prof. Ferdinand Reich vor, die Karzerstrafe einzurichten. Alle Kollegen unterstützten seinen Vorschlag und unterbreiteten am 9. November 1841 beim Hohen Sächsischen Oberbergamt eine "ganz gehorsamste Anzeige".
Die Bergakademische Disziplinarbehörde war eine eigenständige akademische Gerichtsbarkeit und hatte ab 1843 die Möglichkeit, alle Studierenden der Bergakademie für Vergehen zu bestrafen. Als solche galten beispielsweise Unfleiß beziehungsweise unentschuldigtes Schwänzen, Vernachlässigung der praktischen Kurse, Randale, Prügelei, Beleidigung, Bittstellerei an den Professor (Geld leihen), Auflauf, Landfriedensbruch, demokratische Umtriebe. Die Karzerstrafen bewegten sich zwischen einem und 14 Tagen. Die einfache Karzerstrafe ging "je von früh 6 Uhr bis Abends 8 Uhr", geschärfte Karzerstrafe dauerte "zugleich über Nacht ohne Unterbrechung".
1842 erfolgt die Zuweisung eines geeigneten Bodenraumes, von 1843 liegt ein Kostenvoranschlag für den Bau eines Karzers in der Akademiestraße 6 vor, den die Zimmermeister Stecher und Schroth mit 100 Talern beziffern. Der bis heute erhaltene Karzer ist offensichtlich im Zuge einer späteren Aufstockung der Haupt- und Nebengebäude der Bergakademie in das dritte Obergeschoss verlegt worden.
Auskunft über dessen Benutzung gibt das "Karzerbuch", in das sich jeder Delinquent einzutragen hatte. Als erster Student musste Rudolph Eduard Gerlach aus Freiberg 1851 vom 25. Juli 8 Uhr früh bis 27. Juli 8 Uhr abends wegen "Postscandal" in den Karzer. Er hatte die Scheibe des Postwagens eingeschlagen. Gerlach war später von 1864 bis 1872 Lehrer für Bergrecht an der Bergakademie und Geheimer Finanzsekretär in Dresden. Der letzte Eintrag im August 1872 stammt von Enrique Astaburaga aus Chile, der sich nach Randalieren in der Stadt der Festnahme durch die Nachtpolizisten widersetzte, einem Ordnungshüter ein blaues Auge verpasste und dafür 14 Tage "einfachen Karzer" absaß.
Das Mobiliar des Karzers bestand aus Tisch, zwei Stühlen, einem Bett mit Strohsack und einem gusseisernen Ofen. Im Vorraum befand sich eine Abortanlage. Über einen Klingelzug konnte der Karzerdiener gerufen werden, der auch das Essen brachte. Die Verpflegung im Karzer war nach einer Karzerordnung geregelt. Insgesamt verbrachten 48 Studenten einen Teil ihrer Freizeit im Karzer, darunter 32 Deutsche (davon 13 aus Sachsen) und 16 Ausländer. Sie kamen aus Amerika (6), Frankreich (2) und je einer aus Böhmen, Belgien, Chile, Kalifornien, England, Luxemburg, Norwegen und Spanien.
Die besondere Attraktivität des Freiberger Karzers in heutiger Zeit besteht vor allem in den zahlreichen Wandbemalungen und Inschriften im Schlaf- und Wohnraum. Die von den Insassen hinterlassenen Bilder, Symbole der Corps und Verbindungen, Porträtzeichnungen, Namenszüge und humorvollen Verse dokumentieren eindrucksvoll und mit viel Humor studentisches Alltagsleben jener Zeit.
Besichtigungen
Für einen Übergangszeitraum noch unbestimmter Dauer besteht derzeit für das Historicum ausschließlich die Möglichkeit Besichtigungstermine zu vereinbaren. Öffnungszeiten, die sich aus besonderen Anlässen des universitären Lebens ergeben werden und aus deren Anlass die Öffentlichkeit Zugang bekommen wird, werden rechtzeitig bekannt gegeben. Der Eintritt beläuft sich auf 3 Euro, ermäßigt zwei Euro. Für eine Führung ist zusätzlich der Betrag von 25 Euro zu entrichten. Für Fotographien und den Gebrauch ähnlicher Speichermedien ist eine Fotoerlaubnis erforderlich (3 Euro). Gültig ist diese nur für den rein privaten Gebrauch der Aufnahmen.
Ein Besuch der Clemens-Winkler-Gedenkstätte und des Karzers ist jeweils nach Voranmeldung möglich. Der Preis für eine dafür erforderliche Führung beläuft sich nach derzeitigem Stand (Dezember 2019) auf 25 Euro. Die maximale Gruppengröße für den Karzer beträgt aus denkmalpflegerischen Gründen 6 Personen für 30 Minuten Aufenthalt im Karzer.
Leiter und Ansprechpartner
Dr. Norman Pohl
Silbermannstraße 2
09599 Freiberg
Tel: 03731 39-3491
Mail: Norman [dot] Pohl [at] iwtg [dot] tu-freiberg [dot] de
Besuchsanschriften der Einrichtungen
Historicum
Nonnengasse 22
09599 Freiberg
Clemens-Winkler-Gedenkstätte
Brennhausgasse 5
09599 Freiberg
Karzer
Akademiestraße 6
09599 Freiberg