Die „Chemkids“ zu Gast in Freiberg
Es ist Sonnabend, 9:30 Uhr, Winklerstraße 3. Der Parkplatz vor der neuen Freiberger Universitätsbibliothek füllt sich langsam. Autos mit Kennzeichen aus ganz Sachsen parken ein. Aufgeregte Kinder mit ihren Eltern und Großeltern steuern die große Glastür an.
Heute findet die Auszeichnungsveranstaltung des Experimentalwettbewerbs Chemkids statt. Ein Aufsteller mit einem großen Rundi und mit Helium gefüllte Ballone weisen den Weg. Insgesamt 84 „sehr erfolgreiche“ Teilnehmerinnen und Teilnehmer des letzten Schuljahrs sind eingeladen und betreten teilweise erstmals einen echten Hörsaal.
Begrüßt werden sie im Hörsaal B vom Landesverantwortlichen in Sachsen, Dr. Jens Viehweg, und der Prorektorin für Bildung und Qualitätsmanagement in der Lehre, Frau Prof. Dr. Swanhild Bernstein. Sie erklärt, warum Chemie und Freiberg so hervorragend zusammenpassen, berichtet über die Entdeckung der Elemente Wolfram, Vanadium, Germanium und Indium durch ehemalige Absolventen und Forschende der Bergakademie. Sie spannte den Bogen bis ins Heute, mit universitärer Lehre und Spitzenforschung, Fortbildungen und digitalen Angeboten für Lehrende an Schulen und das Engagement der TU um den Nachwuchs mit Kinderuniversität und Schüler-Camps.
Anschließend erhielten Vertreter von Schule, der Universität und den Verbänden Gelegenheit, ihren jeweils ganz persönlichen Bezug zum Experimentalwettbewerb Chemkids zu erläutern. Frau Saskia Schnasse, Referentin im sächsischen Kultusministerium, spricht über die Bedeutung der MINT-Wettbewerbe im Allgemeinen und Jugend forscht als Perspektive für die Älteren nach Chemkids. Von Prof. Dr. Florian Mertens, Lehrstuhl für Physikalische Chemie, erfahren die Anwesenden, dass er sich schon immer für die Naturwissenschaften interessiert und ihn ein Buch mit dem doppeldeutigen Namen „Wissen-schaff(t)en“ dazu motiviert hat, immer tiefer in bekannte und schließlich in unbekannte Gebiete vorzudringen. Frank Herrmann als Mathe- und Chemielehrer, Wettbewerbsleiter für Chemkids in Thüringen und Bundesvorsitzender des Vereins zur Förderung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts beschreibt, dass die Begeisterung in den Augen insbesondere der jungen Schülerinnen und Schüler ihn tagtäglich anspornt, sich für guten Unterricht stark zu machen.
Mit einem Vortrag über „Elektronen auf Umwegen – elektrische Energie in Chemie, Physik und Biologie“ begeistern Dr. Charlotte Ashworth-Güth, Dr. Tilmann Leisegang und Dipl. Chemikerin Andrea Brünner die ca. 300 versammelten Gäste. Der spannende Exkurs reicht von der rauschenden Umsetzung eines Gummibären in einer Kaliumchloratschmelze, über die Vorgänge bei der Reaktion von Zink mit Kupfer(II)-Ionen bis hin zur Lithiumionenbatterie und der Bildung von ATP in den Mitochondrien. Und wer am Ende gut aufgepasst hat, weiß nicht nur, wie viele Gummibärchen sich auf den Folien versteckt haben, sondern auch, dass all diese Vorgänge als Redox-Reaktionen freiwillige oder unfreiwillige Elektronenübergänge darstellen.
Doch der wohl wichtigste Teil folgt nach einer kurzen Pause im Hörsaal A. Dort sind bereits die Preise aufgebaut und werden nun nach und nach feierlich übergeben, beginnend mit den Schulpreisen für besonderes Engagement 2024/25 an die 50. Grundschule „Gertrud Caspari“ Dresden, die Oberschule Mockrehna sowie das Martin-Anderson-Nexö-Gymnasium in Dresden. Auch alle „sehr erfolgreichen“ Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden geehrt, mit Buchpreisen, Experimentierkästen und für die Allerbesten mit Praktikumsplätzen im Schülerlabor an der Hochschule Merseburg bzw. der Universität Mainz.
Im letzten Schuljahr hatten sich insgesamt 844 Schülerinnen und Schüler mit 1074 Einsendungen in Sachsen beteiligt. Sie lösten das Rätsel der braunen Flecken auf Bananenschalen oder analysierten qualitativ und quantitativ den Vitamin C-Gehalt in Gemüsepaprika.
Natürlich gab es mit den Preisen auch gleich die nächste Aufgabe. In „Rundis Papier-Werkstatt“ sollen in der aktuellen Herbstrunde, die Eigenschaften von selbst geschöpftem Papier untersucht werden (www.chemkids.de).
Dank der Unterstützung durch die Wacker-Chemie AG Nünchritz konnten sich alle bei Kaffee und Kuchen, Saftschorle, belegten Brötchen und Kartoffelsuppe nochmals vor der Heimfahrt stärken.
Bei strahlendem Sonnenschein verlassen die Fahrzeuge langsam wieder den Parkplatz. Die jungen Insassen hoffentlich inspiriert und motiviert, um sich der nächsten spannenden Forscherfrage zu widmen – Rundis oder vielleicht bereits einer eigenen.
Die TU Bergakademie Freiberg präsentierte sich als toller Gastgeber, konnte sich von ihrer besten Seite zeigen und als attraktiver Studienort im Freistaat für sich werben. Ein Dankeschön an die Fakultät für Chemie, Physik und Biowissenschaften und besonders an Frau Dipl. Chemikerin Annett Paleit für die Unterstützung im Vorfeld und während der Veranstaltung.
Höchstwahrscheinlich saßen heute unter den 84 Preisträgerinnen und Preisträgern einige, der zukünftigen Studierenden im Hörsaal.
Dr. Jens Viehweg, Landesbeauftragter Chemkids in Sachsen
j [dot] viehweg [at] chemkids [dot] de
dienstl.: Landesgymnasium Sankt Afra, Freiheit 13, 01662 Meißen
weitere Infos unter: www.chemkids.de