Wie aus einer guten Idee eine marktfähige Innovation wird, weiß Juliane Grahl, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Zentralen Transferstelle / 4transfer an der TU Bergakademie Freiberg und Programmmanagerin für den TUBAF Innovation Fonds. Auf der vergangenen Sächsischen Innovationskonferenz 2025 teilte sie ihre Erfahrungen zu den Chancen und Herausforderungen der Validierungsförderung des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) in einer spannenden Diskussionsrunde zusammen mit Jannis Bulla (FutureSAX), Dr. Thomas Kaulitz (Sächsisches Institut für die Druckindustrie), Frank Schröter (SMWA) und Valentin Forch (TU Chemnitz). Ihre zentralen Erkenntnisse: Validierungsprojekte brauchen zum Gelingen eine frühe Einbindung von Transferakteur:innen, klare Meilensteine und Marktbezug. Wichtig dabei: Validierung ist nur der Anfang – es braucht Anschlussförderung, realistische Eigenanteile und langfristige Strukturen.
Wir wollten es genauer wissen und haben Juliane Grahl nochmal zum Gespräch gebeten. Im folgenden Interview gibt sie Einblicke in ihre Arbeit mit dem TUBAF Innovation Fonds und erläutert, welche Rolle die Validierungsförderung im Prozess von der Forschungsidee zur praktischen Anwendung spielt – und was erfolgreiche Projekte ausmacht.
Du koordinierst den TUBAF Innovation Fonds. Welche Bedeutung hat die Validierungsförderung im Programm-Modul in Deiner Arbeit?
Juliane Grahl: Die Validierungsförderungist für uns ein zentrales Instrument, um vielversprechende Forschungsergebnisse gezielt in Richtung Anwendung weiterzuentwickeln. Sie ermöglicht es, den Schritt von der wissenschaftlichen Idee zur Marktnähe aktiv zu gestalten – insbesondere durch die parallele Prüfung technischer Machbarkeit und wirtschaftlicher Potenziale. Durch ihre Flexibilität erlaubt sie eine passgenaue Reaktion auf Projektideen und fördert eine Kultur, in der Validierung als integraler Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit verstanden wird. Gleichzeitig trägt sie zur Profilbildung der Universität im Bereich Transfer bei.
Welche Vorteile bieten das Programm-Modul und das Einzelprojekt-Modul?
Grahl: Das Programm-Modul zeichnet sich durch eine schnelle, interne Projektbewilligung und einen niedrigschwelligen Zugang für Forschende aus. Es eignet sich besonders für frühe Ideen, Machbarkeitsnachweise oder Marktsondierungen. Das Einzelprojekt-Modul hingegen bietet eine höhere Fördertiefe und ist ideal für reifere Technologien, Prototyping oder konkrete Gründungsvorhaben. Beide Module ergänzen sich und ermöglichen eine passgenaue Förderung je nach Projektprofil, Reifegrad und Zielsetzung.
Nach welchen Kriterien wird entschieden, welches Modul für ein Projekt geeignet ist?
Grahl: Entscheidend sind unter anderem der Budgetbedarf, die Technologiereife, die Komplexität des Vorhabens und die Partnerlandschaft. Projekte mit einem Gesamtaufwand unter 100.000 € und klarer Verwertungsstrategie lassen sich gut im Programm-Modul umsetzen. Bei höherem Finanzbedarf, externen Partnern oder komplexeren Validierungsschritten ist das Einzelprojekt-Modul geeigneter. Beide Module setzen einen Technologiereifegrad von mindestens TRL 4/5 voraus.
Wie werden Projekte bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen und der Zusammenarbeit mit Industriepartnern unterstützt?
Grahl: Die Projektteams erhalten individuelle Begleitung durch das Gründungsnetzwerk SAXEED und die Zentrale Transferstelle. Es kommen bewährte Methoden wie das Business Model Canvas oder der Market Opportunity Navigator zum Einsatz. Zudem werden Kontakte zu Industriepartnern vermittelt, rechtliche Fragen geklärt und Transferziele gemeinsam definiert. Das Programmmanagement fungiert dabei als zentrale Schnittstelle zwischen allen Beteiligten.
Welche Faktoren sind aus Deiner Sicht entscheidend für erfolgreichen Transfer?
Grahl: Erfolgreiche Projekte zeichnen sich durch eine frühzeitige Einbindung der Transferakteure, eine realistische Verwertungsstrategie, engagierte Teams und eine klare Zielorientierung aus. Auch Netzwerkveranstaltungen spielen eine wichtige Rolle – sie schaffen Sichtbarkeit, ermöglichen erste Kontakte und fördern Vertrauen.
Welche Weiterentwicklungen wären aus Deiner Sicht sinnvoll?
Grahl: Wünschenswert wäre eine Verstetigung der Förderung über Projektzyklen hinaus – etwa durch ein dauerhaftes Basisbudget pro Hochschule. Auch eine stärkere Verzahnung mit der Transferstrategie der Hochschulen sowie ein Anreizsystem für Forschende könnten die Wirkung erhöhen. Kritisch sehe ich den geplanten Anstieg des Eigenanteils – das könnte die Teilnahme am Programm-Modul erschweren und die Transferdynamik bremsen.
Wie wird der Erfolg der Validierungsprojekte gemessen?
Grahl: Neben klassischen Verwertungserfolgen wie Lizenzen oder Ausgründungen betrachten wir auch Anschlussfinanzierungen, neue Partnerschaften und die Wirkung auf die Transferkultur an der Universität. Validierungsförderung schließt eine zentrale Lücke im Transfersystem – sie reduziert Risiken und macht Technologien anschlussfähig für Wirtschaft und Kapitalgeber.
Was rätst Du Forschenden, die sich mit dem Thema Transfer beschäftigen?
Grahl: Forschungstransfer beginnt mit Haltung. Warten Sie nicht, sondern werden Sie selbst aktiv! Validierung ist eine Einladung, Verantwortung zu übernehmen und Wirkung zu schaffen. Oder wie Peter Drucker sagte: „The best way to predict the future is to create it.“