Was bleibt, wenn man eine zarte Blüte auf einer Stahlunterlage der Schockwelle einer Sprengstoffexplosion aussetzt? Eine neue Ausstellung im Foyer der terra mineralia zeigt die verblüffenden Ergebnisse einer ungewöhnlichen Versuchsreihe im Untertagelabor des Freiberger Hochdruckforschungszentrums. 

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Stahlplatte nach der Sprengung: Während von Blüten, Blättern und Stängeln nichts mehr zu finden ist, tritt ihr detailscharfes Prägebild reliefartig hervor.
Stahlplatte nach der Sprengung: Während von Blüten, Blättern und Stängeln nichts mehr zu finden ist, tritt ihr detailscharfes Prägebild reliefartig hervor.

145 Meter unter der Erde arrangiert Dr. Thomas Schlothauer, Mineraloge und Schockwellenexperte des Freiberger Hochdruckforschungszentrums (FHP), verschiedene Wiesenblumen mit Stängeln und Blättern auf eine Trägerplatte aus Edelstahl. Oben auf kommt eine weiche Kunststoffmatte, eine wenige Millimeter dicke Lage Plastiksprengstoff und eine dünne Platte aus Sperrholz. Abschließend wird alles mit Backsteinen beschwert. Schlothauer bringt den Sprengzünder und die elektrische Zündleitung an, dann verlassen alle die Sprengkammer. 

Bei der nachfolgenden Sprengung breitet sich die Detonation in der Sprengstoffschicht flächig aus und durchläuft diese der Länge nach. Die Kunststoffmatte wird schlagartig mit einem Druck von mehreren zehntausend bar gegen die Stahlplatte gepresst. „An den Stellen, wo Blätter und Stängel der Pflanze dazwischenliegen, tritt eine Verzögerung und Dämpfung der Schockwelle ein. Diese wirkt dadurch lokal schwächer auf den darunterliegenden Stahl. Während von Blüten, Blättern und Stängeln nach der Sprengung nicht viel mehr als in der Sprengkammer verteilter Ruß übrigbleibt, tritt ihr detailscharfes Prägebild auf der Stahlunterlage dadurch reliefartig hervor“, erklärt Schlothauers Kollege, Dr. Marcus Schwarz vom Institut für Anorganische Chemie, der ebenfalls dem FHP angehört. 

Die Anregung zu dieser ungewöhnlichen Methode „Stillleben“ zu erzeugen, ergab sich für Herrn Schlothauer bereits vor einigen Jahren auf einer seiner zahlreichen Dienstreisen ins Ausland an einem Gastgeberinstitut. Zurück in Freiberg hat er diese Idee dann im untertägigen Schockwellenlabor des FHP im Lehr- und Forschungsbergwerk zu einer ausgefeilten Technik zur Sprengprägung von Pflanzen und anderen flächig auslegbaren Objekten in Metallplatten weiterentwickelt. Die damit erzeugten Kunstwerke stießen innerhalb der Bergakademie, aber auch darüber hinaus, bereits auf sehr positive Resonanz. 

Ausstellung ab sofort im Foyer der terra mineralia

Vier jahreszeitliche Pflanzen-Reliefs, die mit dieser Sprengprägetechnik erzeugt wurden, stellt das Team des FHP nun unter dem Motto "Exploded flowers – quattro stagioni" in der Zeit vom 06.12.2025 bis 28.06.2026 im Foyer der terra mineralia aus. Dazu erhalten Besucherinnen und Besucher Informationen zu einem wichtigen Teil der wissenschaftlichen Forschung am Freiberger Hochdruckforschungszentrum.

Das Projekt veranschaulicht auf kreative Art und Weise die technologisch in vielerlei Hinsicht unverzichtbare Nutzung von Hochdrucktechnik und Sprengmitteln.

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