Wir sind in der Fritz-Reuter-Straße 1 in Dresden, tiefste Neustadt. Ein kleiner Eckladen ist für nicht einmal zwei Wochen Ausstellungsraum für Kunst und für Wissenschaft. Es ist ein großes Experiment, das hier stattfindet. Hier hat der sächsische Innovationsverbund 4transfer seit kurzem sein Büro, das 4transferLab. Und hier findet Anfang Dezember die erste Pop-Up-Ausstellung statt. „Feste Luft“ heißt sie und läuft noch bis 15. Dezember 2023.
Hier treffen sie aufeinander, Kunst und Wissenschaft. Und sie haben beide ihre jeweiligen Mittel der Wahl dabei. Bei Felix Spiske, Doktorand der TU Bergakademie Freiberg, ist es am Abend der Vernissage eine Sammlung Probengläschen. Alles zur Anschauung, Felix Spiske beschäftigt sich mit der Frage, wie Aerogele in der Industrie genutzt werden können - und zwar in Lichtleitern. Diese Lichtleiter sollen es bald ermöglichen, chemische Herstellungsprozesse in Echtzeit zu überwachen. So können diese meist sehr energieintensiven Prozesse energieeffizienter und damit ressourcenschonender geführt werden. Er wird seine Demonstrationsgläser am Abend der Vernissage immer wieder hervorholen, den Gästen noch mal ganz genau erklären, was er da eigentlich im Labor macht. Und die sieben Künstler und Künstlerinnen um Wiete Sommer haben ihre Interpretationen dieser Forschung dabei. Sieben Kunstwerke, die sich mit Felix Spiskes Forschung beschäftigen. Da ist zum Beispiel Deborah Gepperts Installation „The Constant of Change“ – ein Gefäß mit grünem Glibber schwebt über einem Erdhaufen.
Auffällig ist der freundlich-ironische Unterton, den einige Kunstwerke haben: Lucie Freynhagens Video „Feste Luft“ beispielsweise, in dem immer wieder Zitate, die aus dem Labor stammen, aufpoppen: „ICH MUSS MIT DEN PHOTONEN ARBEITEN, DIE ICH HABE“ oder auch die Videoinstallation „Aeroslip“, über der ein erleuchteter Herrenschlüpfer schwebt.
Geleitet wurde die Künstlergruppe von Designerin und Kuratorin Wiete Sommer. Sie berichtet von der fruchtbaren Zusammenarbeit mit Felix Spiske. Mehrmals traf sich die Gruppe mit Spiske, entweder vor Ort oder per Onlineschalte. „Er hat sich viel Zeit genommen für unsere Fragen zu seiner Forschung“, erzählt Wiete Sommer. Und auch Felix Spiske hat sich mit den Kunstwerken beschäftigt, die von seiner Arbeit inspiriert wurden. Eines bewegt ihn am meisten, der „Ramanizer“ von Camillo Gulde. Der „Ramanizer“ sieht aus wie ein technisches Messgerät oder eine Art futuristische Riesennähmaschine. Und eben diese Maschinenhaftigkeit gefällt Felix Spiske, der sich für Industriedesign begeistert und sich auch hier eine Karriere hätte vorstellen können, wenn er nicht eben an der TU Bergakademie Freiberg forschen würde. Und so sind sich die beiden Welten, die hier im 4transferLab aufeinander treffen vielleicht doch nicht so unterschiedlich wie man hätte meinen können.
„Pop Up Science – Feste Luft“ ist die erste Ausstellung des Innovationsnetzwerks 4transfer, das unter der Federführung der TU Bergakademie Freiberg Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik/ Verwaltung vernetzt. Weiterhin beteiligt sind die Berufsakademie Sachsen, die Hochschule Meißen und der Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen. Dieser Forschungstransfer wird von der Kreativwirtschaft aktiv begleitet und gestaltet. 4transfer ist auf fünf Jahre angelegt. In jedem Jahr wird es zwei Pop Up Science-Ausstellung geben, in denen Künstlerinnen und Künstler ihre Sicht auf Forschung darstellen.
Rückfragen zu 4transfer an Dr. Stephan Meschke stephan [dot] meschke [at] zuv [dot] tu-freiberg [dot] de
Ausstellung bis 15. Dezember 2023
Öffnungszeiten:
Mo – Do 14-17 Uhr, Fr 16-19
Ort: 4transferLab, Fritz-Reuter-Straße 1, 01097 Dresden