Jahrzehnte nach dem Ende des Bergbaus im Freiberger Revier hinterlässt er noch immer Spuren in der Umwelt. Mit Schadstoffen belastete Sickerwässer fließen aus Berge- oder Spülhalden bis heute in die Freiberger Mulde und andere Gewässer. Im Projekt MindMontan hat ein Team des Instituts für Biowissenschaften der TU Bergakademie Freiberg gemeinsam mit der G.E.O.S Ingenieurgesellschaft mbH und dem Förderverein Montanregion Erzgebirge e.V. eine Lösung entwickelt, die künftig weltweit zum Einsatz kommen könnte.

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An der Spülhalde Hammerberg am östlichen Stadtrand von Freiberg ist seit Juli 2024 die Pilotanlage für ein neuartiges Wasserbehandlungsverfahren in Betrieb.
An der Spülhalde Hammerberg am östlichen Stadtrand von Freiberg ist seit Juli 2024 die Pilotanlage für ein neuartiges Wasserbehandlungsverfahren in Betrieb.

An der Spülhalde Hammerberg am östlichen Stadtrand von Freiberg ist seit Juli 2024 die Pilotanlage für ein neuartiges Wasserbehandlungsverfahren in Betrieb. In mehreren Stufen reinigt sie das kontaminierte Sickerwasser durch eine Kombination (mikro-)biologischer und chemischer Verfahren. Nur für die Pumpen braucht sie Strom, der vor Ort mit Hilfe einer kleinen Photovoltaikanlage samt Batteriespeicher bereitgestellt wird. Die Behandlung selbst erfolgt passiv und benötigt kaum Wartung.

„Die Sickerwässer, mit denen wir hier arbeiten, sind auch mehr als 50 Jahre nach der Stilllegung der Spülhalde noch stark durch Aluminium, Cadmium, Zink, Mangan und weitere Metalle kontaminiert“, erklärt Projektleiterin Prof. Sabrina Hedrich, Professorin für Mikrobiologie und Biohydrometallurgie an der TU Bergakademie Freiberg. „Außerdem sind sie durch niedrige pH-Werte und hohe Sulfatkonzentrationen belastet. Auch wenn für Menschen keine Gefahr besteht, müssen wir dringend Lösungen finden, um die Belastung für die Natur zu minimieren.“

Vielversprechende Ergebnisse und weltweite Einsatzmöglichkeiten

Das Projekt MindMontan läuft Ende dieses Jahres aus. Die Ergebnisse, die das Forschungsteam im Laufe der letzten Monate erzielte, sind vielversprechend. „Wir konnten zeigen, dass unser Verfahren in der Lage ist, Schadstoffe effizient aus dem Wasser zu entfernen“, sagt Prof. Sabrina Hedrich. „Zudem ist es kostengünstig und lässt sich später auch als Großanlage natürlich in Sanierungslandschaften integrieren. Das macht es nicht nur für unsere Region, sondern auch für Bergbaulandschaften weltweit interessant.“

Laut EU-Wasserrahmenrichtlinie sollen bis 2027 alle europäischen Gewässer einen guten ökologischen und chemischen Zustand erreicht haben. Das im MindMontan-Projekt entwickelte Verfahren kann dazu beitragen. „Allein in Sachsen verfehlen über 1300 Kilometer an Bächen und Flüssen den guten Zustand aufgrund der bergbaubedingten und teilweise sehr hohen Metallbelastungen, die vom Entstehungsort flussabwärts weitertransportiert werden. Besonders betroffen sind die Einzugsgebiete der Freiberger und Zwickauer Mulde“, erklärt Christine Stevens, Referentin für Gewässerschutz vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. „Kostengünstige und langfristig nachhaltige Lösungen, wie die im Projekt MindMontan entwickelten naturbasierten, passiven Wasserbehandlungstechnologien sind dringend erforderlich. So können die Umweltauswirkungen des hiesigen historischen und potenziellen neuen Bergbaus minimiert werden.“

Das Projekt MindMontan

Laufzeit: 01.05.2023 bis 31.12.2025

Gefördert durch das Bundesministerium Forschung, Technologie und Raumfahrt im Programm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“

Partner 

TU Bergakademie Freiberg, Institut für Biowissenschaften, Arbeitsgruppe Mikrobiologie und Biohydrometallurgie

G.E.O.S. Ingenieurgesellschaft mbH

Förderverein Montanregion Erzgebirge e.V. 

Unterstützer des Projekts

Saxonia Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landschaft und Geologie, Landkreis Mittelsachsen, Landesdirektion Sachsen sowie Meyer Burger GmbH

Website
Projektvideo

Forschung
Prof. Dr. Sabrina Hedrich
Lessingstr. 45, Zi. 1212B
sabrina.hedrich [at] bio.tu-freiberg.de +49 3731 39-2330