Bohrtechnik-Exkursion 2025

(Dr. Silke Röntzsch)

Aller zwei Jahre bietet das IBF eine bohrtechnische Fachexkursion an. Ziel ist es, den Studierenden die verschiedensten Bereiche aufzuzeigen, in denen sie später arbeiten können, und sich über aktuelle Technologien zu informieren. Für die Studierenden in der Vertiefung „Tiefbohrtechnik, Erdgas- und Erdölgewinnung“ bzw. „Geoenergiesysteme“ ist das eine Pflichtexkursion, aber auch Studierende anderer Fachrichtungen sind herzlich willkommen. Dieses Jahr führte uns die Bohrtechnikexkursion in der letzten Woche vor Beginn des Sommersemesters (24.-28.03.2025) nach Süddeutschland und Österreich. 

Die erste Station am Montagmorgen war die Kontinentale Tiefbohrung in Windischeschenbach. Hier wurden von 1987 bis 1999 zwei tiefe Forschungsbohrungen abgeteuft (4.000 m und 9.101 m). Während einer Führung durch das GEO-Zentrum wurde uns u.a. über die Herausforderungen und technischen Neuerungen während des Abteufens der Bohrungen berichtet. Im Anschluss hatten wir die Gelegenheit, das Bohrkernlager und den Bohrturm zu besichtigen. Letzterer ist 83 m hoch und wurde extra für die KTB-Hauptbohrung erbaut.

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Exkursionsteilnehmer auf der Besucherterrasse des H2-Speichers der RAG in Rubensdorf
Auf der Besucherterrasse des H2-Speichers der RAG in Rubensdorf

 

Am Nachmittag besuchten wir den Wasserstoffspeicher Rubensdorf der Fa. RAG. Es handelt sich um den weltweit ersten H2-Speicher in einer ausgeförderten Lagerstätte. Der Speicher wird im Rahmen eines EU-Projektes betrieben und es sollen noch 4 weitere Speicherzyklen wissenschaftlich begleitet werden, bevor er ab 2029 in den rein kommerziellen Betrieb übergeht. Für den Bohrungsausbau wurden nur klassische Materialien aus der Öl- und Gasindustrie verwendet. Trotzdem sind bisher keine Leckagen aufgetreten.

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Exkursionsteilnehmer bei Schöller & Bleckmann Oilfield Technology
Mit Manfred Ehn (1.v.r.) bei Schöller & Bleckmann Oilfield Technology

 

Am Donnerstag besuchten wir die Fa. Schöller & Bleckmann Oilfield Equipment (SBO) in Ternitz. Hier werden antimagnetische Schwerstangen für den Einsatz in der Bohrtechnik hergestellt. 70 % des gefertigten Materials wird als Stangenmaterial verkauft, der Rest wird direkt im Werk zu Körpern für MWD-/LWD-Werkzeuge weiterverarbeitet. Wir hatten die Möglichkeit, den Weg einer Non-Mag-Stange durch das Werk zu verfolgen. Zuerst wurde sie auf knapp 500°C erhitzt und in einem Hammer „kalt geschmiedet“. Dadurch verformt sich das Material um bis zu 15 % und wird verfestigt. Danach wird jede Stange geprüft und erst dann weiterverarbeitet (gerichtet, gedreht, evtl. ausgebohrt/ gefräst). 

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Blick vom ITC der OMV über das Matzner Feld
Blick vom ITC der OMV über das Matzner Feld

Unsere letzte Station war am Freitagmorgen die Fa. OMV in Gänserndorf. Für eine einführende Präsentation begrüßte uns Dr. Ulrich Winter in einem Konferenzraum im ITC (Innovation & Technology Center). Von hier aus hat man einen weiten Blick über die zahlreichen Förderplätze (sowohl Öl als auch Gas) des Matzner Feldes. Nach einem Vortrag über die Arbeit der OMV erhielten wir noch viele Informationen zum Matzner Feld und den hier ständig durchzuführenden Workover- und Well-Intervention-Arbeiten. Schließlich bekamen wir die Gelegenheit, das Toolhaus mit den Werkstätten zu besuchen, wo uns verschiedenste Tools (z.B. Packer, Landenippel, Preventer) gezeigt und vorgeführt wurden. Auch die Ladekammer, wo die Perforationskanonen präpariert und die Wireline-Tools für den Einsatz vorbereitet werden, durften wir besuchen. Unser Rundgang endete schließlich mit einer Führung durch die interaktive Ausstellung des ITC, inklusive Besuch im 4D-Kino. Im Anschluss traten wir die lange Reise zurück nach Freiberg an. 

Wir danken den besuchten Firmen und Institutionen für die Möglichkeit der Besichtigung sowie den Mitarbeitern für die Zeit, die sie sich genommen haben, um uns so viele interessante Dinge zu zeigen und zu erklären. Wir haben in dieser Woche viel gelernt und erfahren.

Studium
Sabine Beyer
Werner-Arnold-Bau, Raum 227, Agricolastraße 22
Sabine.Beyer [at] tbt.tu-freiberg.de + 49 3731 39-2493