Glas bestimmt unser Leben in vielen Bereichen, ob als Behälterglas, in der Architektur, Medizin, Telekommunikation, Optik, Auto- und Textilindustrie oder bei Hightech-Produkten. Doch die in den nächsten zehn Jahren angestrebte Klimaneutralität wird für die Unternehmen der Glasindustrie ein Wettlauf um ihre Existenz. Denn noch liefert Erdgas mehr als drei Viertel der benötigten Energie für die Herstellung. Das heißt, dabei werden pro Tonne verkaufsfähigen Glases 450 Kilogramm des für das Klima schädlichen Kohlendioxids erzeugt. Ohne die Verwendung von Scherben aus recyceltem Glas zusätzlich zu Sand und Karbonaten sind es nach Berechnungen von Fachleuten sogar 550 Kilogramm.
Deshalb forscht die Nachwuchsgruppe „Quali-Glas“ der TU Bergakademie Freiberg interdisziplinär an Alternativen. Mit dem Projekt verbunden ist die praxisnahe Ausbildung und Förderung von sechs Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern. Themenschwerpunkte werden in das sich weiter entwickelnde Netzwerk GlasCampus Torgau, das Zentrum für effiziente Hochtemperatur-Stoffwandlung der Bergakademie sowie in Lehrveranstaltungen eingebunden. Torgau wird dabei als Ballungszentrum der Glasindustrie eine entscheidende Rolle spielen. Lösungen für neue Ausgangsstoffe bei der Glasproduktion könnten nach ersten Ergebnissen Natriumhydroxid, Kalziumhydroxid und Feinscherben sein.
Ein wesentlicher Baustein hin zur Klimaneutralität ist zudem die Verbesserung des Recyclings, zum Beispiel durch saubere Trennung des Altglases von ausgedienten Pkw. Hier ist das Institut in einem Verbundprojekt auf der Suche nach innovativen Demontage- und intelligenten Sortierverfahren bei Glas. Erforscht wird zudem die Wiedergewinnung von Rohstoffen für die Glasherstellung aus Rest- und Abfallstoffen. Die Verwendung von mehr Elektroenergie aus grünem Strom könnte ein weiteres Plus für die Branche sein. Das noch zu lösende Problem: Die Prozesse sind auf Gas angelegt. Vollelektrisches Schmelzen verändert die Herstellungsbedingungen, sodass sich Glasfarben verändern. Auch die alternative Nuzung von Mikrowellen oder Wasserstoff wird untersucht.
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Jun.-Prof. Dr. Sindy Fuhrmann
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