Am Sonnabend, den 13.9.2025, steht eine Premiere an: Die Band Stojanov & the Syndicate stellt ihren neuen Song bei der Veranstaltung „Freiberger Nachtschicht“ vor. Der neue Song ist gleichzeitig ein alter. Es geht um das Steigerlied, auch „der Steiger“ genannt; ein Bergmannslied aus dem 17. Jahrhundert, das von Stojanov & the Syndicate in eine Rock-Variante gebracht wurde. Zur Band gehören nicht nur einige Angehörige der TUBAF, auch im Video zum Lied treten zwei Mitglieder der Uni auf: die Bergbau-Studentin Josephine Ludwig und Wolfgang Gaßner, Mitarbeiter am Institut für Bergbau und Spezialtiefbau. Vor der Premiere haben sie erzählt, was sie mit dem Steiger verbinden und warum der Steiger nach 500 Jahren immer noch aktuell ist.
Josephine Ludwig studiert im siebten Fachsemester Geotechnik, Bergbau und Geo-Energiesysteme. Auf jeder Party in Freiberg wird um Mitternacht die Musikanlage ausgestellt und die Gäste singen den Steiger, so die Studentin. „So haben wir das auch in Cornwall bei den International Mining Games der Bergbaustudierenden gemacht. Die Studis aus Kanada, Großbritannien und Australien kannten den Steiger nicht. Aber sie haben zugehört und applaudiert“, erzählt sie. Der Steiger wirkt.
Auch Bergbauingenieur Wolfgang Gaßner, der selbst mehrere Jahre als Steiger gearbeitet hat und inzwischen Mitglied der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenmännischen Knappschaft ist, berichtet von dieser Wirkung, wenn die Vereinsmitglieder das alte Lied anstimmen. „Der Steiger steht für Geselligkeit und Zusammengehörigkeit. Allerdings“, so Gaßner „kennen die Leute heutzutage weniger traditionelle Lieder, auch die Studierenden sind immer seltener textsicher beim Steiger.“
Musikalischer Spagat
Dabei existieren im Netz zahlreiche Neuinterpretationen des Steigers: Steiger goes Classic, Steiger goes Blues, Steiger goes Kinderchor, um nur eine Auswahl zu nennen. „Das liegt daran, dass die Melodie einfach und eingängig ist“, erklärt Sven Jachalke, Gitarrist bei Stojanov & The Syndicate. „Ja, das hat einen Wiedererkennungswert“, ergänzt Organist und TUBAF-Mitarbeiter Andreas Hiekel. Sänger Kristian „Stojanov“ Schulze betont: „Eine Jazz-Variante des Steigers ist Jazz, bei uns ist es Rock. Aber trotzdem bleibt das Traditionelle erhalten. Wir haben deswegen relativ lange gebraucht für ‚unseren‘ Steiger. Wir wollten eine jahrhundertealte Tradition mit unserem modernen Stil zusammenbringen.“ Ein musikalischer Spagat. „Das war schwieriger als gedacht, denn wir arbeiteten an drei bis vier Fassungen“ ergänzt Sven Jachalke. Erst ein intensives Bandwochenende im Musikbahnhof „Annahütte“ brachte den endgültigen Durchbruch.
Tradition und Moderne
Auch wenn der Steiger es bis ins Heute geschafft hat, seine Geschichte ist durchaus wechselvoll. Laut einem Webartikel der Sächsischen Staatskanzlei gab es am Anfang der DDR Bestrebungen, das Lied zu verbieten. „Auch Bergparaden wurden kritisch beäugt“, sagt Wolfgang Gaßner, „aber wir sind hier traditionsbewusst. Man hat es nicht totgekriegt.“ Über die neue Variante des Liedes von den Stojanovs freut er sich.
Und es stimmt wohl: Der Steiger bringt sie alle zusammen, Jung und Alt, Tradition und Moderne. Steiger Gaßner wird in wenigen Wochen in Rente gehen. Studentin Josephine Ludwig hat noch zwei Semester bis zum Diplom. Im Video zum Lied, das in der Reichen Zeche, der Alten Elisabeth und im Markus-Röhling-Stolln bei Annaberg gedreht wurde, verkörpern sie Bergmann und Bergfrau. Bei aller Liebe zur Tradition erlaubt der Film einen Blick auf die Gegenwart im Bergbau, wo Frauen untertage keine Seltenheit mehr sind. In Josephine Ludwigs Studienschwerpunkt sind Frauen sogar in der Mehrzahl.
Dank an Freiberg
Für Stojanov & the Syndicate sind Song und Video auch ein Weg, danke zu sagen. Kristian Schulze ist gebürtiger Freiberger: „Die Stadt hat uns viel gegeben.“ Sein Bandkollege Sven Jachalke ergänzt: „Für uns ist der neue Steiger eine gute Gelegenheit, etwas zurückzugeben.“ Wer zu den allerersten gehören möchte, um den neuen Steiger zu erleben: Am Samstag, den 13.9.2025 um 23.20 Uhr, kurz vor dem Feuerwerk, wird das Video auf der Leinwand auf dem Obermarkt uraufgeführt. Danach wird es online freigeschaltet, überall dort, wo es Musik gibt.
Umsetzung dank Förderpreis Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří
Für die Umsetzung der Neuauflage des Steigerlieds erhielt die Band „Stojanov & the Syndicate“ 2024 den Förderpreis Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří. Die Ausschreibung des Förderpreises für 2025 läuft noch bis 31. Dezember 2025.