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Porträt Katja Fritzsch

interviewed September 2020

Dr.-Ing. Katja Fritzsch studierte von 2003 bis 2009 im Studiengang „Fahrzeugbau: Werkstoffe und Komponenten“ an der TU Bergakademie Freiberg und war in dieser Zeit Mitbegründerin des Racetech Racing Teams. Nach Ihrem Studium arbeitet Katja Fritzsch als Renningenieurin bei der Volkswagen Motorsport GmbH. Schließlich zog es sie jedoch wieder zurück in ihre Heimat und so promovierte sie 2017 an der Bergakademie im Bereich Werkstofftechnik. Heute ist Katja Fritzsch als Fachingenieurin für Werkstofftechnik für die BGH Edelstahl Lugau GmbH tätig. Katja Fritzsch hat ein Kind und treibt in ihrer Freizeit leidenschaftlich gern Sport – am liebsten in der Natur und auf dem Rad.

Sie haben in Freiberg studiert. Was hat Sie dazu bewogen, ein Studium an der Bergakademie anzutreten? 

Zu Schulzeiten war es lange Zeit mein Wunsch, Medizin zu studieren. Aufgrund des Numerus Clausus hätte das allerdings für mich nach dem Abitur mindestens vier Wartesemester bedeutet. Parallel habe ich mich aber auch schon immer sehr für technische Dinge interessiert und viel Zeit bei meinem Onkel verbracht, der in seiner Werkstatt alte Motoren restaurierte. Als ich dann auf den Studiengang Fahrzeugbau in Freiberg gestoßen bin, habe ich mich direkt zum einwöchigen Schnupperkurs im Rahmen der Sommeruniversität angemeldet und danach war meine Entscheidung gefallen: Es geht nach Freiberg. Schon damals habe ich mich an der kleinen Universität pudelwohl gefühlt.

Welche nachhaltigen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Zeit an der TU Bergakademie Freiberg?

Da ist für mich ganz klar an allererster Stelle meine Zeit bei Racetech zu nennen. Als wäre es heute, erinnere ich mich an diesen Artikel über Formula Student in den VDI-Nachrichten. Mein Kommilitone und ich waren so begeistert davon, dass wir die Idee entwickelten, auch in Freiberg einen Formula Student Rennwagen zu bauen. Viele haben uns damals für verrückt erklärt, aber einige Wenige haben an uns geglaubt und mit deren Unterstützung wurde 2005 Racetech gegründet und 2007 fuhr der erste Rennwagen. Eine harte, aber unvergessliche und wahnsinnig lehrreiche Zeit. Es macht mich unheimlich stolz zu sehen, wie sich das Team im Laufe der Jahre entwickelt hat und heute zu den Aushängeschildern der TU zählt. 
Darüber hinaus erinnere ich mich natürlich gern an die familiäre Lernatmosphäre der kleinen Universität, den persönlichen Kontakt zu Übungsleitern und Professoren und natürlich nicht zu vergessen: an die tollen Partys in der Mensa.

Wenn Sie mit Ihrem heutigen Wissen auf Ihr Studium zurückblicken: gibt es etwas das Sie anders machen oder worauf Sie achten würden?

Ich weiß nicht, wie mein Weg verlaufen wäre, wenn ich tatsächlich Medizin studiert hätte. Aber ich weiß, dass ich mit der Entscheidung für ein Ingenieursstudium sehr viel richtig gemacht habe und bin sehr glücklich. Wer eine fundierte ingenieurtechnische Ausbildung genießen durfte, dem stehen im Leben viele Türen offen. 
Manchmal würde ich gern die eine oder andere Vorlesung mit meinem heutigen Hintergrundwissen noch einmal hören, um mehr daraus mitzunehmen. Erst nach einigen Jahren im Berufsleben erkennt man den Sinn hinter vielen Dingen, die man gelehrt bekommt. Leider hat man bis dahin einiges schon wieder vergessen. 

Was möchten Sie den aktuellen Studierenden in Freiberg als Tipp mit auf den Weg geben?

Habt klare Ziele und glaubt an Euch und Euren Weg. Bleibt dabei aber immer bodenständig und jederzeit bereit, weiter zu lernen. Bringt vor allem den Menschen, die Euch im Leben etwas beibringen wollen und von denen ihr lernen könnt Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegen. Ziellosigkeit und übermäßiges Selbstbewusstsein kann Euch schnell zum Verhängnis werden. Mein Professor hat einmal gesagt: „Wer denkt gut zu sein, hört auf besser zu werden.“ Und so ist es tatsächlich.
Versucht außerdem, Euch bereits zu Studienzeiten ein gutes Netzwerk in Richtung Industrie aufzubauen. Ihr werdet nach Eurem Studium davon profitieren. Racetech ist z.B. die ideale Plattform dafür. 

Was ist aus Ihrer Sicht das besonders Interessante an Ihrer jetzigen Tätigkeit?

Die Abwechslung zwischen Schreibtisch, Fertigung und Kunde. Ich bin ein sehr praktisch veranlagter Mensch und will die Dinge verstehen bevor ich Entscheidungen treffe. Dabei hilft es mir sehr, das tägliche Gespräch zu den Mitarbeitern in der Produktion zu suchen, Lösungen mit ihnen gemeinsam zu erarbeiten und wo ich kann auch mal mit anzupacken. Außerdem ist mir die Nähe zum Kunden wichtig. Oft ist in einem kurzen persönlichen Gespräch oder Telefonat mehr geklärt als in zehn E-Mails. 
Unsere Firma ist zwar groß, aber noch nicht zu groß. So gibt es auch im Alltagsgeschäft hin und wieder die Möglichkeit, neue Ideen einfach mal auszuprobieren. Das macht mir sehr viel Spaß. 

Haben Sie heute noch berufliche oder private Kontakte zur TU Bergakademie Freiberg?

Beruflich im Moment eher weniger, aber privat habe ich noch gute Kontakte. Wir treffen uns regelmäßig zu einer „Mädelsrunde“ mit meinen ehemaligen Kolleginnen vom Institut für Werkstofftechnik.

Verraten Sie uns zum Schluss Ihr Lebensmotto?

Wer nichts riskiert, der nichts gewinnt.