Direkt zum Inhalt

Zwei neue Patente von Experten für Lagerstättentechnik und Fluidbergbau der TU Bergakademie Freiberg beschreiben eine Technologie, wie aus nicht mehr gewinnbaren Ressourcen Wasserstoff erzeugt werden kann: Wenn eine Lagerstätte für Erdöl oder Erdgas als ausgefördert gilt, verbleiben immer noch mehr als 30 Prozent der ursprünglich vorhandenen Kohlenwasserstoffe im Untergrund. Aus diesen wird der Wasserstoff hergestellt.

Forschung
Prof. Dr.-Ing. Moh`d M. Amro
Agricolastraße 22, Zimmer 228
Mohd.Amro [at] tbt.tu-freiberg.de
Bild
Schematic representation of the process for producing hydrogen in an oil reservoir.
Schematische Darstellung des Verfahrens zur Erzeugung von Wasserstoff in einer Erdöllagerstätte.

„Mit der sogenannten Dampfreformierung wird Wasserstoff heute industriell als Stand der Technik aus bereits gewonnenem Erdöl, Erdgas oder Kohle obertägig hergestellt. Das jetzt patentierte Verfahren ermöglicht es jedoch künftig, diese Technologie direkt in einer ausgeförderten Lagerstätte anzuwenden. Das eröffnet ein riesiges und klimaschonendes Potenzial für die Herstellung von blauem Wasserstoff, wodurch weitere fossile Vorräte geschont werden“, erklärt Professor Moh’d Amro vom Institut für Bohrtechnik und Fluidbergbau der TU Bergakademie Freiberg.

Er fügt hinzu, dass das Ziel der Untersuchungen in einem ersten Schritt darin besteht, die technische Machbarkeit abzuklären: „Mit zunehmendem Erkenntnisgewinn in dieser neuen Technologie ist es dann möglich, wirtschaftliche Parameter zu optimieren.“ So ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Preis mit mehr als 5 Euro pro KilogrammWasserstoff zu veranschlagen und liegt damit noch über dem Preis von konventionell hergestelltem Wasserstoff.

Umweltschonender als bisheriger blauer Wasserstoff

„Das ermöglicht die Weiternutzung einer Lagerstätte, die sonst verschlossen und verwahrt werden muss und macht den darin erzeugbaren Wasserstoff als Energieträger für viele Anwendungen der Zukunft zugänglich, wie zum Beispiel für Mobilität oder energieintensive Industrien.“ Im Gegensatz zur bisher gängigen Herstellung von Wasserstoff werden Ressourcen genutzt, welche ansonsten nicht zugänglich sind.

Bei dem Prozess entsteht neben Wasserstoff auch CO₂. Wird dieses unterirdisch gelagert, gelangt es nicht in die Atmosphäre und ist damit ebenfalls klimaneutral. Der so hergestellte Wasserstoff wird als blauer Wasserstoff bezeichnet. 

Für die Entwicklung der Technologie nutzte das Team um Professor Moh‘d Amro anspruchsvolle Simulationen zum Verhalten der Wasserstoffgewinnungsmethode unter der Erde. Außerdem untersuchte das Team, wie der Wasserstoff über der Erde aus den Zwischenprodukten Wasser und Kohlenmonoxid hergestellt werden kann. Beide Lösungen wurden nun als Patente in Deutschland angemeldet (DE 10 2022 203 221 B3 & DE 10 2022 203 277) und bringen die Erforschung von Nachnutzungstechnologien für ausgeförderte Erdöllagerstätten weiter voran.