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kieffer
Ronja Kieffer, M.A.
Doktorandin
ronja.kieffer [at] web.de

Frau Kieffer, was entgegnen Sie auf die Unterstellung, dass Geschichte doch ohnehin irrelevant sei?

Selbst wenn es stimmt, dass die Geschichte irrelevant ist (was ich nicht glaube), wäre sie doch immerhin sehr unterhaltsam.

Curriculum Vitae

seit 2024 Wissenschaftliche Mitarbeiterin Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (GUG), Frankfurt a.M.
2020 – 2024Doktorandin
2017 – 2020Masterstudium Geschichte der Neuzeit, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
2014 – 2020Wissenschaftliche Hilfskraft, Historisches Seminar, Arbeitsbereich Neueste Geschichte, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

 

2012 – 2017 

Bachelorstudium Geschichte, Spanisch, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Promotionsvorhaben

TitelWeißes Gold an der Werra – Kaliunternehmen und die deutsch-deutsche Grenze (1945–1989)
BetreuungProf. Dr. Eva-Maria Roelevink
FörderungStiftung Bildung und Wissenschaft im Deutschen Stiftungszentrum (2020–2024)
Beschreibung

Im Zentrum des Projekts steht die deutsch-deutsche Grenze, die jahrzehntelang mitten durch das volkswirtschaftlich bedeutendste deutsche Kalirevier, das Werra-Revier, durchlief. In der Forschung lag der Fokus bislang auf dem trennenden Charakter der häufig als undurchdringbar wahrgenommenen Grenze. Das Promotionsprojekt fragt stattdessen nach ihrer Durchlässigkeit und untersucht, ob und inwiefern grenzübergreifende Interaktionen zwischen den Kaliunternehmen auf beiden Seiten der Grenze möglich und nötig waren. Diese agierten vor dem Hintergrund des Ost-West-Konflikts zwar innerhalb von differenten politischen und wirtschaftlichen Rahmensystemen, waren aber zugleich auch direkte Konkurrenten auf dem Weltkalimarkt. Ihr unternehmerisches Handeln in dem im doppelten Wortsinn geteilten Wirtschaftsraum war daher in mehrerlei Hinsicht hochgradig unsicher. 

Mithilfe von institutionenanalytischen und grenzsoziologischen Instrumenten wird untersucht, wie die Unternehmen mit dieser Unsicherheit umgingen und wie sich ihr Grenzmanagement im Verlauf der rund vierzig Jahre andauernden Teilung Deutschlands veränderte. Das Werra-Revier wird dabei als „Randzone“ begriffen, als ein Übergangsraum, in dem grenzübergreifende Interaktionen möglich und mitunter sogar notwendig werden, die unter anderen Bedingungen nicht stattfinden würden. Der Fokus der Analyse liegt zum einen auf dem Kaliabbau im unmittelbaren Grenzbereich und zum anderen auf der Entsorgung von Produktionsrückständen. Vor dem Hintergrund des erstarkenden Umweltbewusstseins wurde die ökologische Durchlässigkeit der Grenze für umweltschädliche Kaliabwässer in den 1970er Jahren zum Politikum. Der Kaliabbau im Werra-Revier blieb infolgedessen bis zum Ende der DDR im Fokus der (politischen) Öffentlichkeit.

Das Projekt untersucht die Wechselwirkungen zwischen den jeweils inner- und „intra“deutschen politischen Entwicklungen und der Durchlässigkeit der Grenze für grenzübergreifende Interaktionen zwischen den wirtschaftlichen Akteuren an der Werra, die auf engstem Raum um Rohstoffe und natürliche Ressourcen konkurrierten. Dabei zeigt sich unter anderem, dass informelle Kontakte und Absprachen jenseits der offiziellen politischen Kanäle wichtige Instrumente im Umgang mit der aus der Grenze resultierenden Unsicherheit waren. 

Publikationen

  • Rezension von: Martin Baumert: Autarkiepolitik in der Braunkohlenindustrie. Ein diachroner Systemvergleich anhand des Braunkohlenindustriekomplexes Böhlen-Espenhain, 1933 bis 1965, Berlin/Boston 2022, in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 69 (2024), S. 385-386.
  • mit Eva-Maria Roelevink: Wirtschaft, Stoffe und das institutionelle Setting. Zur ökonomischen „Codierung“ von Kohle und Kali, in: Sebastian Haumann et al. (Hrsg.): Perspektiven auf Stoffgeschichte. Materialität, Praktiken, Wissen. Bielefeld 2023, S. 207–227.
  • Tagungsbericht: Nachgeholte Historisierung? Der Braunkohlenbergbau als Herausforderung für Geschichtswissenschaft und -vermittlung, 2. –3.12.2021 hybrid (Halle an der Saale), in: H-Soz-Kult. URL: https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-9286.
  • Schicksalsvergleich oder Opferkonkurrenz? Einwanderung in die Bundesrepublik Deutschland im Urteil der deutschen Vertriebenenverbände (1945–1989). In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 69 (2021), S. 949–968.
  • Tagungsbericht: Vom akademischen Elfenbeinturm zum Studium Generale, 8.–9.11.2018, in: H-Soz-Kult. URL: https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-8052.