Im Innovationsbündnis biogeniV erforscht die TU Bergakademie Freiberg gemeinsam mit Partnern ein neues Verfahren, wie regional verfügbare Reststoffe, wie zum Beispiel Gärreste aus Biogasanlagen, zu grünen Chemikalien auf Methanolbasis umgewandelt werden können. Neu gestartet sind dafür mit der Förderzusage des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt im Rahmen des Programms „WIR! – Innovation und Strukturwandel“ zwei Forschungsprojekte: das Projekt „Reststofftrocknung“ und das Projekt „Reststoffvergasung“. Koordiniert wird das Innovationsbündnis biogeniV von der Hansestadt Anklam.

Die Herausforderung: Gärreste bestehen zu mehr als 90 % aus Wasser und enthalten eine Vielzahl organischer Stoffe aus Kohlenstoff. Derzeit werden sie über weite Strecken transportiert – das verursacht hohe Kosten und CO2-Emissionen. Das Projektkonsortium des Projekts „Reststofftrocknung“ unter Leitung des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ), gemeinsam mit der Cosun Beet Company und den Biogasexperten von mele Energietechnink, entwickelt daher Verfahren zur energieeffizienten Entwässerung, Trocknung und Verdichtung der Gärreste zu qualitativ hochwertigen Kompaktaten. Kompaktate sind mechanisch verdichtete Feststoffe, Pellets, also gleichmäßig geformte, zylindrische Partikel, die durch eine Pelletpresse aus feinkörnigem Material hergestellt werden.

Weitere regionale Reststoffe wie Landschaftspflegematerial, Straßenbegleitholz oder andere industrielle Reststoffströme könnten beigemischt werden. „Wir gehen davon aus, dass die Kombination Gärreste und andere biogene Reststoff gut eignet ist, um qualitativhochwertige Pellets mit definierten Eigenschaften zu erzeugen“, erklärt Dr. Claudia Kirsten, Arbeitsgruppenleiterin Mechanische Veredlungsprozesse am DBFZ. 

Wozu dienen die verdichteten Reststoffe?

Diese Frage erforschen die TU Bergakademie Freiberg, die Hochschule Stralsund und die Cosun Beet Company im Projekt „Reststoffvergasung“. Die praktische Umsetzung der Gasifizierung erfolgt am Institut für Energie- und Chemieanlagen (IEC) der TU Bergakademie Freiberg (TUBAF): „In unseren Technikumsanlagen am IEC in Freiberg findet der entscheidende Prozessschritt statt, nämlich die Umwandlung der regional verfügbaren Reststoffe in ein Synthesegas. Aus diesem Gas wird dann bei den Projektpartnern an der Hochschule Stralsund nachhaltiges, grünes Methanol erzeugt, welches ein hohes Anwendungspotenzial in zahlreichen Sektoren wie Schifffahrt, Luftfahrt, Straßenverkehr oder sogar der Chemischen Industrie aufweist“, sagt TUBAF-Professor Martin Gräbner.

Durch die Kopplung dieser Prozesse vom flüssigen Reststoff bis zum grünen Methanol soll eine optimale Nutzung von Energie- und Stoffströmen gefunden werden – inklusive der Einbindung von Abwärme und grünem Wasserstoff. Damit es bei der Nutzung dieser Stoffe nicht zu Zielkonflikten kommt, analysieren die Partner im parallellaufenden biogeniV-Projekt „AnkER – Anklamer EnergieRegion“ die regionalen Rahmenbedingungen, die Verfügbarkeit der Reststoffe und entwickeln passende Lösungsansätze sowie Geschäftsmodelle.

Grünes Methanol gilt als vielversprechender Kraftstoff der Zukunft, insbesondere für die Schifffahrt. Hier zeichnet sich Vorpommern durch die Nähe zur Ostsee und vielen Binnenschiffrouten aus. In einem weiteren biogeniV-Projekt wird demnächst ein methanolbetriebener Traktor entwickelt – mit dem Ziel, den grünen Kraftstoff direkt in Vorpommern einzusetzen. Methanol zählt außerdem bereits heute zu den meistgehandelten Chemikalien weltweit – bislang jedoch fast ausschließlich aus fossilen Quellen. In Vorpommern entstehen derzeit mehrere Initiativen zur Herstellung von grünem Methanol. Die Region könnte sich damit zu einer Modellregion für neue, nachhaltige Wertschöpfungsketten basierend auf grünem Methanol entwickeln.

Die Auftakttreffen beider Projekte haben bereits stattgefunden und markieren den Beginn einer intensiven, dreijährigen Forschungs- und Entwicklungsphase. Das Projekt „Reststofftrocknung“ mit einer Fördersumme von knapp 514.000 € erhielt seine Zuwendung zum 1. August 2025, das eng verknüpfte Projekt „Reststoffvergasung“ mit einer Fördersumme von knapp 1.300.000 € zum 1. September 2025.

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Projektträger Jülich
Forschung