Teil des BMBF-Projekts Umweltpolitik, Bergbau und Rekultivierung im deutsch-deutschen Vergleich. Das Lausitzer Braunkohlenrevier, die WISMUT und das Ruhrgebiet (1949-1989/2000)
März 2019 bis Juni 2023
Bearbeiterin: Dr. phil. Sabine Loewe-Hannatzsch
Projektbeschreibung und Zielsetzung
Erforschung der historischen Umweltpolitiken bezüglich sogenannter Bergbaufolgelandschaften im deutsch-deutschen Vergleich
Inhalt des Projekts ist die Erforschung der historischen Umweltpolitiken bezüglich sogenannter Bergbaufolgelandschaften im deutsch-deutschen Vergleich und die öffentlich wirksame Vermittlung der Forschungsergebnisse in Form von Sonderausstellungen, Vortragsreihen, Konferenzen und universitären Lehrveranstaltungen.
Weitere Informationen zum Verbundprojekt finden Sie unter: www.bergbaumuseum.de/umpobere.
Zentrales Anliegen dieses Teilprojekts ist die Beseitigung des Forschungsdefizits im Bereich der Umweltgeschichte des Uranerzbergbaus in der DDR-Zeit. Ausgehend von den Forschungsansätzen von Harm Schröter und Rainer Karlsch wird durch eine umfassende Analyse bislang unausgewerteten Quellenmaterials der Wismut GmbH, des sächsischen Bergarchivs, des Sächsischen und Thüringischen Staatsarchiv, des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, sowie einschlägiger Quellen zum Uranerzbergbau der DDR im Bundesarchiv Berlin und in russischen Archiven die Umweltpolitik der Wismut sowie der DDR erforscht und dargestellt.
Als sowjetisch-deutsche Aktiengesellschaft entzog sich der Uranerzbergbau der Wismut nicht nur häufig den staatlich-umweltpolitischen Zugriffen, auch stellten sich die mit der Uranerzgewinnung einhergehenden Umweltproblematiken anders dar als jene des Kohlenbergbaus. Im Zentrum der Analyse steht das Spannungsverhältnis institutioneller Verankerung der Umweltpolitik der DDR und der umweltpolitischen Praktiken der verschiedenen Akteure. Dazu wird der Umgang mit und die Weitergabe von Umweltdaten, sowie die Reaktionen und Maßnahmen darauf betrachtet.
Desweiteren wird das Spannungsverhältnis der beiden eigentlich gleichberechtigten Partner der Wismut untersucht. Die oft divergierenden sowjetischen und ostdeutschen Interessen im Uranerzbergbau verhinderten ebenso die Entwicklung und Umsetzung eines wirkungsvollen Rekultivierungs- und Sanierungskonzepts, wie die von der Wismut selbst durchgeführten und außerhalb einer kritischen Öffentlichkeit stattfindenden Umweltkontrolle. Es gilt den Wissenstransfer der Umweltdaten, die Reaktionen auf die Umweltbelastungen und die möglichen Sanierungsmaßnahmen und Rekultivierungskonzepte zu rekonstruieren und kontextualisieren. Hierzu erfolgt eine Einordnung der Ergebnisse in den internationalen Kontext des Ost-West-Konflikts und des Rüstungswettlaufs. Dieses multi-perspektivisch und multi-archival angelegte Forschungsprojekt verbindet die internationale Geschichte des Uranerzbergbaus mit der nationalen und regionalen Ebene der Umweltpolitik der DDR.