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Ein kurzer Abzug unserer Historie

Der Vorläufer des heutigen Instituts für NE-Metallurgie und Reinststoffe wurde mit der Gründung der Bergakademie Freiberg im Jahr gegründet. Das Institut ist das älteste montanwissenschaftliche Institut der Welt. 1766 übernahm Christlieb Ehregott Gellert den Lehrstuhl für Metallurgie, Chemie und Probierkunde als Lehrer für Metallurgische Chemie und hatte diese Funktion bis 1795 inne. Er beschäftigte sich vor allem mit dem Verfahren der „kalten Amalgation“, die um 1790 in Freiberg eingeführt wurde.

1794 erhielt Wilhelm August Lampadius die Professur für Metallurgische Chemie und im Anschluss von 1795 bis 1842 die Professur für Chemie und Hüttenkunde. Bekannt wurde er vor allem für seinen Einsatz für die Gasbeleuchtung. Außerdem gehört er zu den Pionieren der Einrichtung von chemischen Laboratorien. En solches errichtete er 1796 / 1797 im Hofgebäude der Bergakademie.

Carl Friedrich Plattner übernahm von 1842 bis 1856 die Professur für Hüttenkunde und Lötrohrprobierkunde. Er beschäftigte sich mit der Bestimmung des Silbers in den Metallen der Freiberger Erze. Besonders zu erwähnen ist auch sein mit Steinkohle befeuerter Muffelofen, der die Möglichkeiten der Probierkunst entscheidend verbesserte.

Franz Wilhelm Fritzsche übernahm 1856 bis 1873 die Professur für Probierkunst und Hüttenkunde. Von 1863 bis 1893 war dann Hieronymus Theodor Richter Professor für Lötrohrprobierkunde. Sein größter wissenschaftlicher Erfolg war die Entdeckung des Indiums im Jahre 1863 in Zusammenarbeit mit dem Freiberger Professor Ferdinand Reich. Von 1866 bis 1873 war Richter Leiter des Hüttenlaboratoriums.

Sein Nachfolger als Leiter des Hüttenlaboratoriums war Franz Jacob Arnulf Ludwig Schertel, der von 1896 bis 1902 die Professur für Hüttenkunde innehatte. Er untersuchte u. a. die Gase der Freiberger Bleiöfen und die Rauchschäden in der Umgebung der Freiberger Hüttenwerke.

Von 1903 bis 1909 war Carl Wilhelm Anton Schiffner Professor für Hüttenkunde und Elektrometallurgie und von 1909 bis 1930 für Hüttenkunde, Elektrometallurgie und Probierkunde. Sein Nachfolger war Carl Franz Brenthel, der die Professur bis 1946 innehatte.

1955 bekam das Institut mit dem Gellertbau ein eigenes Gebäude das 2003 komplett geräumt und saniert wurde. Seit 2006 befindet sich das Institut zusammen mit dem Institut für Eisen- und Stahltechnologie im sanierten Ledeburbau.

Von 1950 bis heute existierten folgende Professuren:

Von 1950 bis 1968 war Alfred Lange Professor für Metallhüttenkunde und von 1969 bis 1995 war Klaus Hein Professor für Nichteisenwerkstoffe und Nichteisenmetallurgie. Maja Krumnacker war von 1968 bis 1991 Professorin für Metallkunde und erste Professorin an der Bergakademie. 1993 übernahm Eberhard Buhrig die Professur für Metallurgie der Seltenen Metalle und Reinststoffe. 1996 erhielt er die Professur für Elektronikwerkstofffe, die im Jahr 2000 Arne Kröll übernahm und bis 2006 innehatte. Nach dem Ausscheiden von Klaus Hein wurde 1996 Michael Stelter Institutsdirektor und übernahm die Professur für NE-Metallurgie und Werkstoffrecycling. Christiane Scharf erhielt 2013 die Professur für Metallurgie und Recycling von Hochtechnologiemetallen. Seit 2021 ist Alexandros Charitos Nachfolger von Michael Stelter und hat die Professur für Hochtemperaturprozesse in der Metallurgie inne.

Das Institut für Metallhüttenkunde, Elektrometallurgie und Probierkunde gehörte Anfang der 60er Jahre zur Fakultät für Hüttenwesen und hatte vielfältige Arbeitsschwerpunkte: Thermodynamik und Kinetik metallurgischer Prozesse, Pyro-, Hydro- und Elektrometallurgie, Schwebeschmelzverfahren, Halbleitermetallurgie und Grundlagen zur Modellierung metallurgischer Prozesse.

Im Rahmen der sogenannten 3. Hochschulreform wurde 1968 das Institut für Metallhüttenkunde zusammen mit den Instituten für Metallkunde und Materialkunde, für Gießereikunde und dem Eisenhütteninstitut in der Sektion „Metallurgie und Werkstofftechnik“ zusammengefasst. Die Institute wurden damit aufgelöst.

Die Sektion gliederte sich nun in 5 Wissenschaftsbereiche, unter anderem den für die Erzeugung von NE-Metallen, und einen technischen Bereich. Im technischen Bereich wurden alle Laborkapazitäten und technischen Kapazitäten der ehemaligen Institute in sogenannten Fachabteilungen zusammengefasst. Für die Metallhüttenkunde bestand die Fachabteilung „Versuchsfeld NE-Metallurgie. 1988 wurde die Sektion in zwei Sektionen aufgeteilt. Einerseits die Sektion Werkstoffwissenschaft und andererseits Metallurgie und Gießereitechnik, zu der auch der Wissenschaftsbereich Erzeugung von NE-Metallen gehörte. Die Sektionen wurden von Sektionsdirektoren geleitet, die alle Entscheidungen trafen, die früher die Institutsdirektoren vorbehalten waren. 1990 wurden im Rahmen der Neuordnung der Hochschulordnung die Sektionen aufgelöst und die bisherigen Wissenschaftsbereiche wieder in Institute überführt. Das Institut erhielt nun die Bezeichnung Institut für NE-Metallurgie und Reinststoffe.

In den70er Jahren wurden unter Klaus Hein die Kupfer- und Bleielektrolyse intensiver betrieben sowie die Herstellung von Reinstphosphor für Halbleiterzwecke. Bezüglich des Aufbaus der Produktion von Reinstmetallen fand eine intensive Zusammenarbeit mit der VEB Spurenmetalle statt. Zudem wurde ein Elektrolysetechnikum und die Einkristallzüchtung aufgebaut. Maja Krumnacker, erweiterte den Einsatz von Al-Sekundärlegierungen.

In den 80er Jahren wurden am Institut pyrometallurgische Verfahren modelliert, die elektrolytische Metallgewinnung und Raffination weiter optimiert und A5B5-Halbleiter gezüchtet

Neben der klassischen Metallurgie wurde und wird die Herstellung von Halbleiterwerkstoffen am gleichen Institut betrieben was einzigartig ist. Wesentliche Forschungsschwerpunkte im Bereich Halbleiter waren die Hochreinigung von Metallen und die Synthese von Verbindungshalbleitern, wie einkristallinem Galliumarsenid. Die Ergebnisse der Untersuchungen konnten in Zusammenarbeit mit der Industrie erfolgreich in die Produktion überführt werden.

Ab den 90er Jahren wurde intensiv an der Weiterentwicklung von Elektrolyseverfahren für die Gewinnung und Raffination von Metallen geforscht. Insbesondere wurden Forschungsprojekte zur Kupferraffinationselektrolyse in Zusammenarbeit mit namhaften internationalen Kupferhütten Europas, der USA, Kanadas und Chiles durchgeführt, die internationale Beachtung fanden.

In den vergangenen Jahren wurden in der Hydrometallurgie u. a. viele Projekte zum Werkstoffrecycling durchgeführt, wie z. B. die Aufbereitung von Prozesslösungen aus der Galvanotechnik und Metallurgie, die Optimierung von Laugungsprozessen oder das Recycling von Nichtedelmetallkatalysatoren.

Im Bereich der Pyrometallurgie wurden verschiedene Projekte zur Verarbeitung von Sekundärrohstoffen wie Schrotten, Stäuben, Schlacken, Aschen und Gekrätz vorwiegend aus der Blei-, Kupfer- und Zinkgewinnung durchgeführt. Das Kernstück des pyrometallurgischen Technikums ist eine ISA-Smelt-Pilotanlage mit einem Durchsatz von 50 – 100 kg/h.

Im Bereich der Halbleiterzüchtung war ein Schwerpunkt die Weiterentwicklung des Vertical-Gradient-Freeze-Verfahrens, vor allem für die Herstellung von einkristallinem GaAs. Hier wurde intensiv der Einfluss von Magnetfeldern auf die Züchtung untersucht. Weitere Arbeitsgebiete sind u. a. die Herstellung von Si und SiGe und zurzeit die Abscheidung von GaNi aus der Gasphase.

Mit Berufung von Prof. Dr.-Ing. Alexandros Charitos auf die Professur für Hochtemperaturprozesse in der Metallurgie und der Leitung des Instituts wurde im März des Jahres 2020 ein neues Kapitel der Institutshistorie aufgeschlagen.

Literatur

Schleiff, H., Volkmer, R., Kaden, H. E., 2015, Catalogus Professorum Fribergensis, Professoren und Lehrer der TU Bergakademie Freiberg 1765 bis 2015, Hrsg.: Herbert E. Kaden im Auftrag des Rektors der TU Bergakademie Freiberg, 579 S.

Oettel, H., 2002, Zur Geschichte des Fachgebietes Werkstoffwissenschaft und Wekstofftechnologie an der Bergakademie von 1965 bis 2002, Beiträge zur Geschichte der TU Bergakademie Freiberg 1965 – 2002, Festgabe zum 300. Jahrestag der Stipendienkasse für die Akademische Ausbildung am Berg- und Hüttenfach zu Freiberg in Sachsen, Hrsg.: Rektor der Technischen Universität Bergakademie Freiberg, S. 330 - 354

Bombach, H, Stelter, M., Pätzold, O., 2006, Das Institut für NE-Metallurgie und Reinststoffe der Bergakademie Freiberg, BHM 151. Jg., Heft 1, S. 18 – 26

Bombach, H., 2017, Nachruf auf Klaus Hein, ACAMONTA 24, S.162 - 163