Das übergeordnete Forschungsprogramm stellt die Frage nach den Bedingungen wirtschaftlicher Entwicklung von Ländern und Regionen, die auf technologischen Fortschritt basiert. Hierbei spielen sowohl wirtschaftliche, multilaterale Integration, die Wirtschaftspolitik im weitesten Sinne, als auch das Verhalten von Unternehmen, hier insbesondere ausländische Direktinvestitionen, und die Ausstattung der Länder mit natürlichen Ressourcen eine entscheidende Rolle.
Gegenwärtig konzentriert sich die Forschung auf eine kritische Analyse der Ressourcenfluchhypothese und des negativen Bildes multinationaler Unternehmen für die institutionelle Entwicklung in ressourcenreichen Entwicklungsländern. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt beschäftigt sich mit der Zukunft des Multilateralismus und der Rolle Chinas in der Weltwirtschaft und im Speziellen für die Entwicklung der Länder Afrikas südlich der Sahara.
Die Forschung macht sich die Theorien und Methoden vor allem dieser drei Disziplinen zu nutzen:
- Industrial Organisation: International Business; Competition Law and Policy; Intellectual Property Rights
- Development Economics: Systemic Transition; Catch-up Development; Natural Resources and Development; Institutional Economics
- Open-economy Macroeconomics: Money and Exchange Rates; Foreign Trade; Financial Crises; Multilateralism, Bilateralism, and Regional Integration Clubs
Natürliche Ressourcen haben als „Bodenschätze“ schon immer eine wichtige Rolle für wirtschaftliche Entwicklung gespielt. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass natürliche Ressourcen noch mehr an Bedeutung gewinnen (siehe z. B. seltene Erden) und ihre Industrien durch Innovationen und technologischen Wandel noch dynamischer werden. Die zu erwartende Ökologisierung der Wirtschaftstätigkeit wird die Rohstoffindustrien auf noch unbekannte Art und Weise erschüttern (z. B. CO2-Abbau) - diese Herausforderungen werden eine ständige Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit erfordern und neue Möglichkeiten für eine profitable Wirtschaftstätigkeit eröffnen. Wenn weniger entwickelte Volkswirtschaften, die reich an natürlichen Ressourcen sind, von diesen Veränderungen profitieren sollen, dann brauchen sie einen sicheren und stabilen politischen und institutionellen Rahmen sowie Zugang zu Technologie und Kapital, was die besondere Rolle ausländischer Investoren verdeutlicht. Damit kommt den Regulierungsbehörden für ausländische Investoren in ihren Heimatländern eine besondere Verantwortung zu. Die beiden miteinander verknüpften Aspekte des Zugangs zu Kapital und Technologie sowie die Entwicklung effektiver Institutionen bilden das übergreifende Leitmotiv des Forschungsprogramms.
Das Vorhandensein natürlicher Ressourcen kann eine positive Entwicklungsbedingung darstellen: Investitionen in die Gewinnung, die Veredlung und die Weiterverarbeitung natürlicher Ressourcen als auch die damit einhergehende technologische Entwicklung haben das Potential, Ökonomien strukturell zu transformieren, so dass sich eine langfristige Wirtschaftsentwicklung einstellen kann.
Das ist aber keinesfalls garantiert: Die wissenschaftliche Hypothese des sogenannten Ressourcenfluchs (resource curse) gründet sich nicht nur auf Politikversagen, Schwächen bei marktgründenden und -absichernden Institutionen, oder Korruption, sondern auch auf ökonomische Gesetzmäßigkeiten (z.B. der "holländischen Krankheit“, Preisfluktuationen, die oft geringe Vernetzungsintensität der Ressourcenwirtschaft mit anderen Wirtschaftssektoren) als auch Marktversagen (z.B. Externalitäten für die Umwelt oder die marktliche Reflektion der zeitlichen Dimension endlicher Ressourcen). Einen besonderen Einfluss auf die Chancen und Risiken für nachholende Entwicklung in ressourcenreichen Ökonomien haben darüber hinaus die Bedingungen der Internationalisierung, auf Ebene multinationaler Unternehmen und auf Ebene der bi- und multilateralen Handels- und Ressourcenpolitiken. Hieraus ergeben sich interessante wissenschaftliche Fragestellungen, die sich an den marktlichen Bedingungen und der Qualität der Institutionen in ressourcenreichen Ländern orientieren.
Oft werden ausländische Direktinvestoren (also Investoren mit einem langfristigen Interesse an der Investition und der Kontrolle dieser Investition) gerade für Entwicklungsländer als besonders wichtig herausgehoben. So sollen sie neben direkten positiven wirtschaftlichen Wirkungen (Beschäftigung, Investitionen, Kapital, Wettbewerb, Internationalisierung, etc.) auch indirekte Technologieeffekte (gewollt oder als Übertragungseffekte) bewirken und damit die Qualität der Innovationssysteme in der Wirtschaft des Gastlandes erhöhen.
Die Analyse, ob und vor allem unter welchen Bedingungen solche Effekte tatsächlich stattfinden und entwicklungsförderlich sein können, ist eine spannendes Forschungsfeld, dass durchaus kontrovers diskutiert wird.
So wird in vielen Fällen davon ausgegangen, dass eine wirtschaftliche Nutzung beispielsweise natürlicher Ressourcen überwiegend durch ausländische Direktinvestitionen geleistet werden muss. Dies wird typischerweise an nicht in ausreichendem Maße vorhandenen Technologien und Internationalisierung der heimischen Industrie festgemacht. In wie weit ausländische Firmen hier einen positiven Beitrag zur Entwicklung leisten können hängt letztlich von der Qualität der institutionellen Bedingungen im ressourcenreichen Gastland ab.
Darüber hinaus wird ausländischen Direktinvestoren eine entscheidende Rolle bei der Erfüllung der „Sustainable Development Goals“ (SDG) zugeschrieben (am prominentesten im World Investment Report der UNCTAD aus dem Jahr 2014). Auch hier geht es im Kern um die Qualität des institutionellen Gefüges im Gastland und die Forschung stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen ausländische Investoren intrinsische Motivation haben, den Aufbau von solchen Institutionen zu befördern, die für das Gastland entwicklungsförderlich im Sinne der SDG sind. Tatsächlich lassen sich in den International Business Theorien überzeugende Begründungen für eine solche Motivation finden, die Politik/Regulierung bleibt aber als wichtiger Baustein gefragt. Hier und hier.
Mit dem nunmehr jahrzehntelang anhaltenden Erstarken der chinesischen Wirtschaft ergeben sich für die internationale Wirtschaft insgesamt besondere Chancen und Herausforderungen. Das bisherige System eines globalen multilateralen Paradigmas um die Washington-Institutionen Weltbank und Internationaler Währungsfonds als auch der UN zeichnete sich durch eine Art der Steuerung aus, an der alle Länder, wenn auch unter Führung der USA, zumindest einen gewissen eigenen Anteil haben konnten. Außerdem unterliegt sie dem Prärogativ der marktwirtschaftlichen Bedingungen.
Chinas Politik der wirtschaftlichen Internationalisierung der vergangenen Jahre, insbesondere die Verknüpfung internationaler Wirtschaftsbeziehungen mit nicht marktlichen Strategien (z.B. "One belt one road" oder "neue Seidenstraße", Entwicklungspolitik über Infrastrukturinvestitionen verknüpft mit der Akquirierung von natürlichen Ressourcen, die Asian Infratructure Investment Bank / AIIB, global agierende chinesische Unternehmen mit enger Bindung zum Staat, etc.) deuten das Erwachen eines neuen Zeitalters an. Diesbezügliche Forschung orientiert sich am aktuellen Rand und diskutiert theorie- oder modellbasierte Prognosen über mögliche Zukünfte internationaler Wirtschaftsbeziehungen. Siehe beispielsweise die "regionale, umfassende Wirtschaftspartnerschaft" (RCEP)".
An der Professur erfährt der internation ale Handel mit natürlichen Ressource eine besondere Beachtung. Viele natürliche Ressourcen sind kritisch in dem Sinne, dass deren Versorgung mit Risiko behaftet ist, welches gegenwärtig mit abnehmender Marktorientierung des globalen Handels ansteigt. Das gilt beispielsweise für die sogenannten „seltenen Erden“, welche in der Informationstechnologie und in den Ausbau einer Energieversorgung durch erneuerbare Energieträger Einsatz finden als auch die Energienträger Erdöl und Erdgas. Die Analyse der internationalen Ressourcenpolitik fokussiert auf ökonomische Wirkungen, die durch strategisches Verhalten auf den Ressourcenmärkten zu erwarten sind. Mit den für Deutschland gegenwärtig wichtigen Handelspartnern China und Russland kommen zunehmend geopolitische und sicherheitspolitische Aspekte hinzu.
Eine internationale Ressourcenpolitik, die darauf zielt, die für Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit notwendige Versorgung der deutsche Wirtschaft mit natürlichen Ressourcen abzusichern, ist nur dann nachhaltig, wenn sie die Interessen aller beteiligten Länder berücksichtigt. Gerade heute zeigt sich, dass wirtschaftliche Kriterien auch politischen Interessen untergeordnet werden können. Die Bedingungen der internationalen Ressourcenpolitik hatten sich auch schon in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend geändert, nicht zuletzt durch die steigende Rohstoffnachfrage neuer Akteure, wie insbesondere den nachholenden Wirtschaften (emerging markets).
Die Institution der Welthandelsorganisation mit ihrem Streitschlichtungsverfahren dispute settlement body ist hisher noch die letzte Instanz im multilateralen System des Welthandels. Es zeichnen sich hier grundlegende Veränderungen ab und die Analyse der Bedingungen dieses Wandels und dessen ökonomischen Effekte sind ein spannendes Forschungsfeld: Beispielsweise: Was ist die zukünftige Rolle der Asian Infrastructure Investment Bank AIIB? Wird sie die Strukturen der internationalen Ressourcenpolitik verändern können? Welche Wirkungen hätte eine Erweiterung von wirtschaftlichen Santionen über die Instrumente der Welthandelsorganisation?