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Interview Oktober 2024

Dr.-Ing. Martin Rudolph wurde 1983 in Frankenberg/Sa. in der ehemaligen DDR geboren und verbrachte dort auch seine Schullaufbahn. Neben seinem Abiturzeugnis, das er 2002 am Martin-Luther-Gymnasium Frankenberg erhielt, erwarb er im Jahr 2000 einen High-School-Abschluss von der Greenfield
Central High School in Indiana, USA, wo er ein Jahr lang zur Schule ging. Von 2003 bis 2008 studierte er Verfahrenstechnik mit Spezialisierung auf Partikeltechnologie und schloss sein Diplom mit Auszeichnung ab. Aufgrund interessanter Promotionsthemen entschied er sich, an der Bergakademie für seine
Promotion zu bleiben. Er forschte 3,5 Jahre in einem DFG-Projekt an Nanopartikel-Polymer-Kompositen zu verfahrenstechnischen und kolloidwissenschaftlichen Fragestellungen. Ende 2012 verteidigte er seine Dissertation erfolgreich mit dem Prädikat „summa cum laude“. Ursprünglich plante er, 2011 für seinen
Post-Doc in die USA zurückzukehren. Zur gleichen Zeit wurde jedoch das Helmholtz-Institut Freiberg (HIF) für Ressourcentechnologie gegründet. Und so entschied sich Dr.-Ing. Rudolph, seinen Post-Doc im Ausland zugunsten einer spannenden Anstellung am HIF zu verschieben. Dort war er mit dem Aufbau der
Abteilung für Aufbereitungstechnik und des Wissenschaftszweigs Flotation betraut. 2014 übernahm er zunächst kommissarisch und ab 2016 offiziell die Leitung. Seitdem ist er Abteilungsleiter für Aufbereitungstechnik. und leitet ein Team aus Techniker:innen, Postdoktorand:innen, Promovierenden sowie zahlreichen Studierenden als Hiwis und Masterand:innen.

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Martin Rudolph_TUBAF

Sie haben in Freiberg studiert. Was hat Sie dazu bewogen, ein Studium an der Bergakademie anzutreten?

Ich war schon immer begeistert von den Naturwissenschaften und speziell der Chemie, wollte aber etwas angewandtes Studieren und da fällt die Wahl sehr schnell auf die Verfahrenstechnik. Ich informierte mich an diversen Universitäten zum verfahrenstechnischen Profil und war von dem der Bergakademie überzeugt und begeistert. Insbesondere war ich 2003 fasziniert von der Nanotechnologie und von partikulären Systemen mit all ihren Grenzflächen und da gefiel mir insbesondere die Vertiefung Partikeltechnologie bei Prof. Klaus Husemann, der sich auch sehr stark einbrachte in der Werbung der Studierenden zu der Zeit. Das Diplomstudium meiner Mutter an der Bergakademie bzw. die Nähe zu meiner Heimat spielten dabei überhaupt keine Rolle.

Welche nachhaltigen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Zeit an der TU Bergakademie Freiberg?

Mein Studium und meine Promotionszeit an der Bergakademie waren geprägt vom Lernen, Studieren und Forschen in einem kompakten Umfeld, einem Campus mit kleinen Wegen und sehr engen Kontakten zu den Kommiliton*innen, Kolleg*innen, Professor*innen und Mitarbeiter*innen. Ich fühlte mich stets sehr gut aufgehoben und unterstützt bei einem zugleich großen Maß an Freiheit und vielen Gestaltungsmöglichkeiten. So konnte ich durch die lokale IAESTE Gruppe ein Praktikum in Brasilien vor meinem Ingenieurpraktikum (vergleichbar mit der Bachelorarbeit) in Heidelberg planen und durchführen. Als studentischer Vertreter in der Studienkommission Verfahrenstechnik hatte ich die Gelegenheit die Umsetzung der Hochschulreform nach dem Bologna-Prozess zu begleiten, was eine sehr spannende Zeit war. Leider hatte ich kaum Zeit mich intensiv im studentischen Leben einzubringen, da ich nie in Freiberg lebte, ich erinnere mich aber dennoch sehr gern an schöne Konzertabende im EAC oder der Alten Mensa zurück.

Was haben Sie während des Studiums in Freiberg gelernt, das Ihnen bei der aktuellen (Forschungs)-arbeit besonders hilft?

Meine aktuelle Forschung beschäftigt sich mit der Aufbereitungstechnik und dort speziell mit Fragestellungen der Grenzflächenphysik und -chemie und da sind es die verfahrenstechnischen und naturwissenschaftlichen Grundlagen, speziell der Physikalischen Chemie und in dem Bereich vertiefende Vorlesungen, die mir aktuell sehr helfen. Ich habe zudem sehr viel von den Vorlesungen, Seminaren und Praktika der Mechanischen Verfahrenstechnik mitnehmen können, speziell auch durch die intensiven Interaktionen in meinem Komilliton*innen Umfeld in Lern- und Praktikagruppen.

Wenn Sie mit Ihrem heutigen Wissen auf Ihr Studium zurückblicken: gibt es etwas das Sie anders machen oder worauf Sie achten würden?

Diese Frage stelle ich mir oft. Ich komme zum Schluss, dass ich das Studium der Verfahrenstechnik mit der Vertiefung in die Partikeltechnologie wiederwählen würde. Da ich in Regelzeit studierte und auch relativ schnell meine Promotion durchführte, würde ich mir im Rückblickend ein Semester länger Zeit nehmen für einen weiteren Auslandsaufenthalt.

Was möchten Sie den aktuellen Studierenden in Freiberg als Tipp mit auf den Weg geben?

Mein Tipp ist: lasst euch während eures Studiums und danach nicht in Schubkästen stecken und lebt nicht in diesen, nutzt stets die Möglichkeit euch umblicken zu dürfen und bleibt offen und interessiert an dem was um euch herum passiert, seid euch der Geschichten eurer Wirkungsstätten bewusst und werdet Gastalter der Zukunft. 

Was ist aus Ihrer Sicht das besonders Interessante an Ihrer jetzigen Tätigkeit?

Als Wissenschaftler genieße ich es in einem internationalen Umfeld mit Kolleg*innen unterschiedlicher fachlicher Hintergründe an wichtigen gesellschaftlichen Themen der Ressourcentechnologie mitwirken zu dürfen und gestalten zu können mit (hoffentlich noch lange) einem großen Maß an Freiheit in der Forschung.

Haben Sie heute noch berufliche oder private Kontakte zur TU Bergakademie Freiberg?

Durch meine Tätigkeit am Helmholtz-Institut Freiberg und als Lesender an der Bergakademie habe ich verständlicherweise einen vielseitigen und breiten Kontakt zur Bergakademie.

Verraten Sie uns zum Schluss Ihr Lebensmotto?

Ich habe kein fixes Lebensmotto. In meine Dissertation schrieb ich: „eine (wissenschaftliche) Arbeit kann nur so gut sein, wie die [konstruktive] Kritik, die man an ihr ausübt“, womit ich meine, dass es wichtig für mich ist konstruktiv kritisch zu sein und zu leben, stets Fragen zu haben, nicht zwingend nur um Antworten zu hören und zu lernen, sondern insbesondere um neue Fragen daraus abzuleiten. Und, man sollte das Kind in sich bewahren.

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Martin Rudolph_Alumni

Mein Studium

  • Erste Vorlesung: 07:30 Uhr oder 14 Uhr? 07:30
  • Lieblingsessen in der Mensa? Nudeln
  • Freiberger Bier oder sächsischer Wein? Freiberger Bier
  • Uni-Dresscode: Sakko oder Sweat-Shirt? Sweatshirt

Meine Universität

  • Mein „Stilles Örtchen“: Der Fußweg entlang vom Bahnhof zum Kegel-Bau mit Podcast auf dem Ohr.
  • Mein „Da-bin-ich-nie-gewesen-Ort“: (Bitte nicht meinem Institutsdirektor verraten ;)) die geowissenschaftliche Sammlung im Werner-Bau.
  • Meine „Gute Seele“: Die Laborantinnen und Techniker des Instituts Mechanischen Verfahrenstechnik zwischen 2003 und 2012.
  • Mein „No Go“: Vorlesungen oder Seminare ausfallen lassen, nur weil man am Abend zuvor etwas länger gefeiert hat. Wer hart feiert, kann auch früh aufstehen.
  • Mein Lieblingsdozent: Prof. em. Ulrich Groß (Technische Thermodynamik)
  • Meine härteste Prüfung: Das Leben