Diese Partnerschaft besteht seit 14 Jahren – trotz andauernder Krisen. Seit 2009 kooperiert die TU Bergakademie Freiberg mit irakischen Universitäten, allen voran mit der Salahaddin University in Erbil. Gerade war eine kleine Delegation Studierender und Mitarbeitender der TUBAF in der nordirakischen Stadt und hat aktuelle Forschungsprojekte vorgestellt. Für den wissenschaftlichen Nachwuchs eine großartige Chance, Konferenzerfahrungen im Ausland zu sammeln. Aber wie funktioniert eine Zusammenarbeit mit Partnern, die sich in einem Krisengebiet befinden?
Immer wieder ist der Irak in den weltpolitischen Schlagzeilen. Unvergessen ist das Schreckensregime des IS, von dem gerade die Region um Erbil massiv betroffen war. Bis heute sind Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr im Irak stationiert. Vor jedem geplanten Aufenthalt durch Hochschulangehörige im Irak muss die Sicherheitslage bewertet werden. Im Gegensatz zum Rest des Lands hat das Auswärtige Amt für den von Kurden verwalteten Norden keine Reisewarnung ausgesprochen. „Wir würden auch nicht leichtfertig in ein solches Gebiet gehen“, sagt Manuela Junghans, Mitarbeiterin an der Professur Additive Fertigung, die bereits zum siebten Mal in den Irak gereist ist. „Die umsichtige Planung der Aktivitäten vor Ort und die persönliche Begleitung durch Angehörige der Partneruniversitäten wird stets gewährleistet.“
An der Seite von Dr. Abdulkader Kadauw hatte Junghans die Hochschulpartnerschaft 2014 maßgeblich ins Leben gerufen. Auch Dr. Kadauw arbeitet an der Professur Additive Fertigung bei Prof. Henning Zeidler. „Die Basis der langjährigen Kooperation sind unsere vom Deutschen Akademischen Austauschdienst geförderten Kooperationsprojekte. Diese müssen nach spätestens drei Jahren neu beantragt werden.“, erklärt er und Manuela Junghans ergänzt: „Trotz Terrorgefahr und besetzten Gebieten durch den IS wurde die Kooperation nie eingestellt. Die irakischen Partner wissen dies sehr zu schätzen. Neben der Salahaddin University Erbil sind die Al Nahrain University Baghdad, die Koya University und die Tishk International University hervorzuheben. In jedem Jahr besuchten zahlreiche irakische Studierende, aber auch Promovierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie technisches Personal für Weiterbildungen die TUBAF oder nahmen an Trainings vor Ort teil, zu der Mitarbeitende der TUBAF in den Irak gereist sind. Während der Corona-Pandemie wurde die Kooperation durch Online-Lehrangebote fortgesetzt.“
Regelmäßiger Austausch trotz Krise
Über die Jahre ist eine dauerhafte Zusammenarbeit zwischen Freiberg und Erbil entstanden, die für den wissenschaftlichen Nachwuchs von beiden Seiten attraktive Angebote macht: Irakische Studierende besuchen die TUBAF regelmäßig für Summer Schools und Kurse. Und die Freiberger Studierenden und Promovierenden konnten bisher dreimal ihre Arbeiten bei Symposien vorstellen, wie aktuell in diesem November. Vanessa Rucks, Bachelorstudentin im Studiengang Additive Fertigung, war die erste Vortragende der TUBAF beim Symposium „Partnership in Progress“. Ihre Präsentation hielt sie zum Thema „Nutzung von biologischen Rohstoffen für die additive Fertigung“. Ein weiterer Vortrag stammte von Katja Sandmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur Additive Fertigung. Sie präsentierte erste Ergebnisse ihres Forschungsprojektes zum Thema "Pastenextrusion mit Geopolymer-Compositen zum Schutz kritischer Unterwasserstrukturen“. „Es ist die Möglichkeit, schon während des Studiums sehr praktisch zu arbeiten, welche die Ausbildung an der TUBAF von der in Erbil unterscheidet“, erläutert Dr. Kadauw. Und im Sinne einer guten Partnerschaft ist es da nur konsequent, einen Teil dieses Praxisbezugs zu exportieren: Seit 2014 existiert an der Salahaddin University das „Glückauf-Labor“, in dem irakische Studierende praktische Erfahrungen an 3D-Druckern und CNC-Maschinen sammeln können.