Bereits in der ersten mittelalterlichen Blüte der sächsischen Bergstadt Freiberg im 15. und 16. Jahrhundert, die sich auf einem außerordentlich hohen Entwicklungsstand des Bergbaus und Hüttenwesens gründete, bildete sich ein keramisches Handwerk heraus, das eine erstaunliche Meisterschaft bei der Herstellung von Steinzeug-Erzeugnissen sowohl für technische Anwendungen (z.B. Probiergefäße für die Metallverhüttung) als auch für Gebrauchskeramik bewies. Umfangreiche keramische Grabungsfunde bei der Altstadtsanierung von Freiberg haben dies eindrucksvoll belegt. Schon vor dem Gründungsjahr der Bergakademie im Jahre 1765 gab es enge Beziehungen zwischen den mit der Lehre betrauten Freiberger Bergbeamten und dem sächsischen Hof. Als 1701 Johann Friedrich Böttger nach Sachsen flüchtete, wurde er auf Befehl des sächsischen Kurfürsten August des Starken vom höchsten kurfürstlichen Beamten des Freiberger Berg- und Hüttenreviers Gottfried Pabst von Ohain, einem der berühmtesten Metallurgen seiner Zeit, beaufsichtigt. Die intensive Teamarbeit zwischen Böttger und den Freiberger Berg- und Hüttenleuten führte 1708 letztlich zur Erfindung des ersten europäischen Hartporzellans. Die Freiberger Berg- und Hüttenleute waren damit führende Mitarbeiter der 1710 gegründeten ersten europäischen Porzellanmanufaktur Meissen und haben entscheidende Beiträge zur Entwicklung und Vervollkommnung des Meißener Porzellans geleistet. Am Ausbau der Porzellanmanufaktur hatte auch der seinerzeit berühmte Bergrat Johann Friedrich Henkel, der vor Gründung der Bergakademie in Freiberg Chemie und Hüttenkunde lehrte, einen großen Anteil. Wie aus der Vorlesungsnachschrift eines seiner Studenten hervorgeht, erwähnte er in seiner Vorlesung über die "Bergwerks-Wissenschaften" neben anderen berg- und hüttenmännischen Industriezweigen auch die Herstellung von "Steinen, Erden, Porzellan und so weiter".
M. A. Lomonossow und D. I. Winogradow, die bei Henkel studierten, haben in Russland auf dem Gebiet des Silikathüttenwesens Hervorragendes geleistet. Lomonossow, der 1752 das naturphilosophische Poem "Ein Brief über die Nützlichkeit des Glases" verfasste, gründete 1753 ein Farbglaswerk bei St. Petersburg, das er nach eigenen Plänen einrichtete. Winogradow gilt als Schöpfer des russischen Porzellans. Er wirkte als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kaiserlichen Russischen Porzellanmanufaktur, die 1744 in St. Petersburg gegründet worden war.
Christlieb Ehregott Gellert (1713 - 1795), der berühmte Metallurge und erste Professor für metallurgische Chemie an der Bergakademie, untersuchte neben zahlreichen Arbeiten auf dem Gebiet der Metallurgie auch das "Verhalten der Gebirgsarten im Schmelzfeuer".
Gellerts Nachfolger, der 1795 berufene August Wilhelm Lampadius (1772 - 1842), erkannte sogleich die große Bedeutung derartiger Baustoffe für die Metallurgie. In seiner öffentlichen Vorlesung "Technische Chemie" behandelte er neben anderen Gebieten auch in großen Zügen die Keramik und die Glastechnik.
Nach Lampadius hatte es an der Bergakademie keine Vorlesungen mehr gegeben, die den Studenten einen umfassenden Überblick bzw. eine allgemeine Einführung in unser Fachgebiet darbieten konnten.
In Professor Carl Friedrich Plattners (1800 - 1858) erstem Band der "Allgemeinen Hüttenkunde" aus dem Jahr 1860 findet man auf anderthalb Seiten eine Aufzählung der damals gebräuchlichen Ofenbaumaterialien.
Im "Handbuch der Eisenhüttenkunde" (1906) von Professor Carl Adolf Ledebur (1837 - 1906) finden wir schon eine ausführlichere Beschreibung einzelner feuerfester Baustoffe.
Unter Professor Clemens Winkler (1838 - 1904) wurde in Freiberg die Chemische Technologie zum Prüfungsfach erhoben. In seiner Vorlesung war u.a. die Herstellung von "Glas und Thonwaren" enthalten.
Mit dem im Jahre 1903 zum Professor für Metallhüttenkunde berufenen Carl Schiffner fand die Silikathüttenkunde einen ersten Fürsprecher an der Bergakademie. Sein Plan war bereits im Jahr 1910 die Errichtung eines Lehrstuhles mit Forschungslaboratorium für die Ausbildung von Ingenieuren der Keramik und des Zementes. Die sächsische Landesregierung war jedoch nicht in der Lage, für die Einrichtung einer keramischen Lehr- und Ausbildungsstätte an der Bergakademie Mittel zur Verfügung zu stellen.
Trotzdem wurden in den dreißiger Jahren wenigstens einige Zweige der Silikathüttenkunde durch das Heranziehen von Dozenten berücksichtigt.
Nachdem 1931 die seit Jahrzehnten zwischen der TH Dresden und der Bergakademie schwebende Frage der Zuständigkeit für die Keramik zugunsten der Bergakademie entschieden worden war, wurde die 1932 die außerordentliche Professur vom sächsischen Finanzministerium aus Ersparnisgründen wieder gestrichen, ehe sie überhaupt besetzt werden konnte. Seit dieser Zeit bis 1945 gab es so gut wie keine Ansätze, die Keramik an der Bergakademie aufzunehmen.
1946 wurden unter dem Rektorat von Professor Diepschlag von der Fakultät für Bergbau und Hüttenwesen Lehrpläne für das Silikathüttenwesen ausgearbeitet und Verhandlungen zwecks Aufbau dieser Fachrichtung eingeleitet, die 1950 zur Errichtung des Lehrstuhls für Keramik führten. Ende März 1950 wurde Theodor Haase auf den Lehrstuhl für Keramik berufen und mit der Gründung des Instituts für Keramik beauftragt.
Das Institut für Keramik wurde zunächst provisorisch im Braunkohlenforschungsinstitut untergebracht. Mit den Vorlesungen "Feuerfeste Baustoffe" und "Keramische Technologie" konnte im Wintersemester 1950/51 begonnen werden. Noch im Jahre 1951 wurde ein eigenes Haus - die frei gewordene Haushaltsschule Agricolastraße 17 - bezogen, das in den ersten Jahren den Anforderungen genügte. Es musste jedoch in den Jahren 1958 - 1960 durch Anbauten erweitert werden.
Wegen des wesentlich erweiterten Aufgabenbereiches erhielten das Institut und die Fachrichtung 1954 mit Genehmigung des Staatssekretariats für das Hoch- und Fachschulwesen den Namen "Silikathüttenkunde".
Prof. Dr.-Ing. Paul Beyersdorfer hielt ab 1954 die Vorlesung "Glashüttenkunde" mit den dazugehörigen Übungen ab. Von 1954 bis 1962 arbeitete am Institut als Oberassistent Dr. rer. nat. Armin Petzold. Seine Vorlesungen über "Emailchemie und -technologie" und "Technologie der Bindemittel" rundeten den Lehrstoff der Silikathüttenkunde ab. Von 1970 - 1990 hielt Prof. Dr. Günther Nölle die Vorlesungen über Glashüttenkunde.
Im Rahmen der 3. Hochschulreform erhielten die Fachrichtung und das Institut 1968 die Bezeichnung Wissenschaftsbereich Silikattechnik und gehörten der Sektion Verfahrenstechnik und Silikattechnik (VST) an. 1978 wurde der Wissenschaftsbereich "Anorganisch Nichtmetallische Werkstoffe" an die Sektion VST überführt und mit dem Wissenschaftsbereich Silikattechnik zu einem Bereich vereinigt. 1990 wurde aus der Sektion VST wieder ein Institut für Silikattechnik.
Von 1979 - 2001 war Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Schulle als Professor für Keramik an der Sektion Verfahrenstechnik und Silikatechnik, ab 1990 am Institut für Silikattechnik tätig. 1992 erfolgte die Einrichtung der Professur für Bindemittel und Baustoffe durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und die Berufung von Prof. Dr.-Ing. habil. Ernst Schlegel zum Professor neuen Rechts. 1995 wurde Prof. Dr. Heiko Hessenkemper zum Professor für Glas- und Emailtechnik berufen.
Im Dezember 2001 wurde Prof. Dr. Christos G. Aneziris als Nachfolger von Prof. Dr. Wolfgang Schulle zum Professor für Keramik berufen. Im Oktober 2002 wurde Prof. Dr. Thomas A. Bier als Nachfolger von Prof. Dr. Ernst Schlegel zum Professor für Baustofftechnik berufen. Gegen Ende des Jahres 2001 erfolgte außerdem die Umbenennung des Institutes in Institut für Keramik, Glas- und Baustofftechnik.
Im Februar 2020 wurde Frau Jun.-Prof. Dr. Sindy Fuhrmann als Juniorprofessorin für Energie- und Rohstoffeffiziente Glastechnologie im Rahmen des von Bund und Ländern finanzierten Tenure-Track-Programms ans Institut für Keramik, Glas- und Baustofftechnik berufen.
Mit Erweiterung der Forschungs- und Aufgabengebiete wurden Anfang Oktober 2020 zwei neue Institute gegründet. Dem neu gegründeten Institut für Keramik, Feuerfest und Verbundwerkstoffe wurden die umgewidmeten Professuren für Keramik, Feuerfest und metallokeramische Verbundwerkstoffe (Prof. Christos G. Aneziris) sowie Professur für Bauchemie und Bauverbundwerkstoffe (Prof. Thomas A. Bier) zugeordnet. Dem Institut für Glas und Glastechnologie wurden die Professur für Glas- und Emailtechnik (Prof. H. Hessenkemper) sowie die Juniorprofessur für Energie- und Rohstoffeffiziente Glastechnologie (Prof. Sindy Fuhrmann) zugeordnet.
Bereits 2018 wurde die Professur Nachhaltiges Baustoffdesign als Tenure-Track-Professur an der Fakultät 4 der TU BAF als Nachfolge der Professur für Baustofftechnik ausgeschrieben. 2021 erfolgte dann die Ausschreibung der Professur Technologie der Glasherstellung als Nachfolge der Professur für Glas- und Emailtechnik. Leider konnten für beide Professuren keine geeigneten Kandidaten verpflichtet werden. Daher wird seit April 2023 die Arbeitsgruppe Glas- und Emailtechnik von Frau Jun.-Prof. Sindy Fuhrmann geleitet. Die Professur für Bauchemie und Bauverbundwerkstoffe wurde in Oktober 2023 eingestellt und als Arbeitsgruppe in die Professur für Keramik, Feuerfest und metallokeramische Verbundwerkstoffe integriert. Das Institut für Glas und Glastechnologie (IGT) wird von Jun.-Prof. Sindy Fuhrmann geleitet, während das Institut für Keramik, Feuerfest und Verbundwerkstoffe (IKFVW) von Prof. Christos G. Aneziris geleitet wird.
2022/2023 hat die TU BAF unter der Federführung der Fakultät 4 eine Profilierungsinitiative 2025 „Engineering of Cyber Physical Systems (CPS)“ (Iintelligente Vernetzung von Prozessen, Anlagen und Maschinen) gestartet. Im Rahmen der Profilierungsinitiative werden an der TU BAF in den Jahren 2023-2025 fünf Professuren rund um das Thema CPS ausgeschrieben.