Der Stiftungsfonds "Hermann Spamer" wird in der Stiftung „Technische Universität Bergakademie Freiberg“ verwaltet und dient der Förderung der jährlich stattfindenden "JuniorUni" und Sommerschulen an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg.
Er wurde im Rahmen der Festveranstaltung „240 Jahre Bergakademie“ durch Karla Kellner im Jahr 2005 gegründet. Karla Kellner ist eine Urenkelin Hermann Spamers.
Die Vorstellungen von Frau Kellner zur Verwendung der Erträge des Stiftungsfonds „Hermann Spamer“ sehen z.B. vor, dass eine junge Frau im Rahmen des Freiwilligen kulturellen Jahres beschäftigt wird, um Themen und Termine für Kinderuniversitäten, Sommerschulen u. ä. Aktivitäten an der TU Bergakademie Freiberg zu koordinieren sowie die Veranstaltungen mit vorzubereiten. Ausdrücklicher Wunsch von Frau Kellner ist es, hierfür auch ausländische Jugendliche einzubeziehen. Darüber hinaus wird beispielsweise jährlich zur Erinnerung an Herrn Wolfgang Kellner (Enkel von Hermann Spamer und Vater von fünf Töchtern, darunter Frau Karla Kellner) an dessen Geburtstag, dem 01. Februar, ein Büchergutschein an die jüngste Teilnehmerin der vorangegangenen Kinderuniversität vergeben.
Wir danken Karla Kellner herzlich für ihr Engagement!
Zur Person Hermann Spamer
Hermann Spamer wurde am 03. Juni 1839 in Asslar als Sohn eines Pfarrers geboren. Schon in der Jugend begann er Mineralien zu sammeln. Die Umgebung, in der er aufwuchs, weist zahlreiche mineralogische Besonderheiten auf. Überhaupt birgt die ganze Gegend, in der er aufwuchs, Bodenschätze, die zum Teil schon früh ausgebeutet worden sind. Schon zu Zeiten seines Schulbesuches in Giessen regte sich sein Sinn für Gerechtigkeit. Ihn empörte die ungleiche Behandlung von Schülern je nach elterlicher Herkunft derart, dass er den Gedanken an den Staatsdienst und Theologie aufgab und sich dem Bergbau- und Hüttenwesen zuwandte. Diese Umgebung ließ in Hermann Spamer schon frühzeitig den Wunsch entstehen, sich dem Berg- und Hüttenwesen zu widmen. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Gießen, welches er 1858 mit dem Reifezeugnis verließ, studierte er zunächst an der dortigen Universität naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend war er von Januar 1860 bis Herbst 1861 auf Bergwerken und Hütten in Burbach und Müsen bei Siegen, Siegen, Ems, Dortmund, Bochum, Essen und Stolberg bei Aachen praktisch tätig. Anschließend studierte er von 1861 bis 1863 mit der Matrikel-Nummer 2286 an der Bergakademie Freiberg. Hermann Spamer wollte nur ein Jahr in Freiberg bleiben, der guten Lehrer wegen dehnte er jedoch den Aufenthalt auf zwei Jahre aus. Von 1863 bis 1864 studierte er an der Montanuniversität Leoben.
Die Suche nach einem adäquaten Arbeitsplatz, der es ihm erlaubt hätte zu heiraten, gestaltete sich schwieriger, als er vermutet hatte. Zweimal volontierte er, damit er nicht arbeitslos war und doch seine Erfahrungen erweitern konnte. Erst drei Jahre nach seinem Examen erhielt er die erste feste Anstellung - in Ilsede. Im Jahr 1867 wurde er technischer Direktor der Bergbau- und Hüttengesellschaft A.G. Ilseder Hütte in Groß-Ilsede in Hannover. Das Eisen der Ilseder Hütte hatte einen hohen Phosphorgehalt. Deshalb richtete er bereits 1868 ein Labor ein, in dem mit Hilfe von Flussspat Versuche gemacht wurden, den Phosphorgehalt zu reduzieren. Als dann 1879 das Thomasverfahren veröffentlicht wurde, befürwortete er sofort den Ankauf des Patentes. Seine eigenen Versuche hätten vermutlich ebenfalls nur noch wenige Monate bis zu einem positiven Ergebnis gebraucht.
Über die Verdienste Hermann Spamers in Ilsede ist in der Veröffentlichung „Aus dem Leben alter Freiberger Bergstudenten“ von C. Schiffner folgendes zu lesen: „Um ein Bild seines Schaffens zu erhalten, muss man der Stand der Ilseder Hütte des Jahres 1867 mit demjenigen seines Abgangsjahres 1898 vergleichen. Im Jahr 1867 befand sich die Hütte auf recht tiefer Stufe. Selten wohl hat ein Mann das in ihn gesetzte Vertrauen so gerechtfertigt, wie der junge Spamer, der ausgestattet mit einem umfassenden Wissen und außergewöhnlicher Arbeitskraft die technische Leitung ergriff und das Werk in rastloser Arbeit zu einem der blühendsten der Eisenindustrie gestaltete. Neben der vorzüglichen Geschäftsführung kam ihm die spätere Einführung des Thomasverfahrens, dessen Werk er scharfblickend frühzeitig erkannte, zu statten. Ein wesentlicher Fortschritt war dann noch die Errichtung des Peiner Walzwerkes. Als er nach 31jähriger Tätigkeit sein Amt niederlegte, konnte er mit Stolz auf seine Ilseder Hochöfen blicken, deren Produktion sich während seiner Tätigkeit verzehnfacht hatte...
Spamer war eine ideal angelegte, tief religiöse Natur von strengster Pflichterfüllung auch gegen sich selbst, ein Mann, der durch seine Güte und Leutseligkeit bei allen, die mit ihm in Berührung kamen, sich Verehrung und Liebe zu erwerben wusste.
Viele unserer Eisenhüttenleute sind bei ihm in die Schule gegangen, eine große Zahl von Volontären haben die Gastfreundschaft der Ilseder Hütte genossen und auf ihr Belehrung und Anregungen von dem stets dafür zugänglichen Mann erfahren.“
Trotz seiner Freundschaft mit Rudolph von Bennigsen lehnte Hermann Spamer 1893 einen Antrag der nationalliberalen Partei, für den Reichstag zu kandidieren, ab.
Zu seinem Abschied vom aktiven Berufsleben erschienen nicht nur die Vorstände, sondern vor allem die gesamte Arbeiterschaft inklusive Grubenarbeiter. Der Oberschmelzer Althoff sagte in seiner Ansprache: „Und alle sind davon überzeugt, dass sie in Ihnen einen Gütigen und gerechten Vorstand hatten.“
Hermann Spamer verstarb am 5. November 1905 nach schwerer Krankheit