Historische Wasserversorgung und Abwasserableitung
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Historische Wasserversorgung und Abwasserableitung | Besonderheiten in Freiberg | Historische Wasserversorgung | Historischer Abriß | Anzüchte heute |
Jede dörfliche oder städtische Ansiedlung ist an das Vorhandensein von Trinkwasser und bei Gewerben auch an Brauchwasser gebunden. Neben der Wasserversorgung mußte die Bevölkerung sich ebenfalls um das häusliche und gewerbliche Abwasser sorgen. In der Bergstadt Freiberg wurde bereits im Mittelalter ein umfangreiches, gut funktionierendes, vorbildliches Wasserversorgungs- und Abwassersystem gebaut, daß aus Röschen, Kunstgräben, Röhrleitungen, Flöße und Anzüchte bestand bzw. besteht. |
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Alte hölzerne Wasserleitungsstücke aus Freiberg (Institut für Geologie der TU Bergakademie Freiberg) |
Im Mittelalter wurden die Wasserleitungen vorrangig aus hölzerne Röhren, die sogenannten Röhrleitungen, hergestellt, die in Häusern bzw. in Bergwerken eingesetzt waren. Die Röhrleitungen mußten im Jahr häufig auf Dichtheit überprüft und gewartet bzw. schadhafte Leitungen ausgewechselt werden. In der Freiberger Altstadt trifft man bei Straßenbauarbeiten häufig auf solche alten Zeitzeugen. |
![]() | Die Röhrleitungen wurden von der Zunft der Röhrenbohrer hergestellt. Heute ist diese Handwerkskunst fast vollständig ausgestorben. In Friedebach bei Sayda (Erzgebirge) beherrscht der Zimmerermeister Hans-Jürgen Wenzel die tradionelle Herstellung von hölzernen Wasserleitungen. In einigen ländlichen Gegenden von Deutschland, Schweiz und Österreich existieren noch heute solche Leitungen. |
![]() | ![]() | Zur Röhrenherstellung verwendet man gerade gewachsene 2 - 4 m lange ca. 12 - 15 cm dicke Fichtenstämme. Der Stamm wird auf einem fahrbaren Bohrwagen, dem "Röhrenbohrerbock" gelegt, über Keile ausgerichtet und fest verspannt. |
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![]() | ![]() | Die Spitze des Bohrers, der sogenannte "Bohrlöffel", muß sich in der Mitte des Stammes befinden. Die Bohrer sind 1,80 bis 2,70 m lang. Durch Drehen des Bohrers und gleichzeitigen Vorschub des Bohrwagens wird etwa eine 'Löffellänge' in den Stamm gebohrt. Die Bohrtiefe ist von der Holzqualität und dem Bohrer abhängig. |
Der Antrieb des Bohrers erfolgte früher durch ein Wasserrad über ein Getriebe des Röhrenbohrwerkes. Da das Wasserrad zur Zeit defekt ist, erfolgt der Antrieb über einen Elektromotor. Das Getriebe aus dem 19. Jahrhundert übernimmt auch heute noch die Kraftübertragung. | ![]() |
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Der dabei entstehende Rundspan wird als "Dudel" bezeichnet. Am Dudel läßt sich die Lage des gebohrten Kerns erkennen ( Kernholz ). Der Vorgang wird so häufig wiederholt, bis etwa die halbe Stammlänge erreicht ist. Eventuelle Driften müssen durch wiederholtes Einrichten des Stammes korrigiert werden. | |
Eine spezielle Lehre verdeutlicht die Lage des Loches im Stamm. Anschließend der Stamm gedreht und von der anderen Seite das Loch gebohrt, bis eine Holzröhre entstanden ist. | ![]() |
![]() ![]() | Zur Herstellung von Wasserleitungen werden zwei Holzröhren durch Röhrenbüchsen (früher waren sie handgeschmiedet) wasserdicht miteinander verbunden. Die Röhrenbüchsen sind etwas grö,ßer wie der Bohrungsdurchmesser. Auf diese Weise ließen sich kilometerlange Wasserleitungen für die Wasserversorgung bauen. Hauptwasserleitungen haben einen Röhrendurchmesser von 4 Zoll, während die Nebenleitungen 1 - 2 Zoll Durchmesser haben. Das Wassersystem aus hölzernen Röhrleitungen muß ein natürliches Gefälle aufweisen, da das System drucklos arbeitet. Zum Schutz vor Beschädigungen (mechanische Beschädigung, Frostschutz) müssen die Röhrleitungen unterirdisch verlegt sein. |